Analogfotografie nein danke

Mein Ding ist die digitale Fotografie. Es kann ja jeder machen, was er mag – aber Analog zu fotografieren, das ist nichts für mich, nein danke.

Es gibt viele tolle analoge Fotografien. Einerseits, na klar, die letzten hundert Jahre war Fotografie = analoge Fotografie. Die digitale Fotografie gibt es ja gerade mal seit 20 Jahren. Aber auch heute gibt es noch einige Fotografen, die aus verschiedenen Gründen analog arbeiten und tolle Bildergebnisse produzieren. Außerdem gibt es auch tolle Kameras in den verschiedenen analogen Formaten – und auch noch viel günstiger als digitale Kameras. Dennoch lasse ich die Finger davon.

Es ist nicht so, dass ich es nie probiert hätte. An der Schule war ich in den Neunziger in der Foto-AG. Mein Vater stellte mir seine Yashica Spiegelreflex zur Verfügung und ich fotografierte, entwickelte und machte Ausbelichtungen in der Dunkelkammer. Das war schon spannend die Schwarzweiss-Fotos selbst zu erstellen. Aber es war ein langwieriger Prozess mit vielen Fehlerquellen und die ganze Chemie nervte auch eher, als dass die Spaß machte. Spaß hatte ich beim Fotografieren und hinterher bei den fertigen Bildern, aber nicht in der Dunkelkammer und beim Warten. So kam es, dass die Fotografie bei mir erst mal in den Hintergrund rückte und ich ihr in den folgenden Jahren keinen großen Stellenwert einräumte.

Erst 2005 entdeckte ich die Fotografie wieder für mich. Ich kaufte mir meine erste Digitalkamera und war fasziniert von der Möglichkeit, dass das Bild direkt da war. Unmittelbar nach der Aufnahme konnte man das Bild auf dem Display betrachten, das war spektakulär. Außerdem hatte man das Bild dann recht schnell auf den Computer übertragen und konnte es dort als digitale Datei bearbeiten. Kein tagelange Warten – und dazu waren die Bilder auch noch kostenlos, man musste keine Filme mehr kaufen.

Heute mag man darüber schmunzeln, weil es eine Selbstverständlichkeit ist (dazu empfehle ich dieses Video), aber man muss sich mal überlegen, wie praktisch das eigentlich ist. Man kann Fotos aufnehmen ohne Materialverbrauch und diese Bilder sind auch sofort verfügbar. Einfach super. Und dann ist da die Sache mit der Bildbearbeitung am Computer. Wobei Bildbearbeitung vielleicht das falsche Wort ist, denn mir geht es weniger darum das Bild zu bearbeiten, zu verändern, zu verfälschen – viel mehr geht es mir um die digitale Bildentwicklung; ich möchte das Bild optimal entwickeln mit Weißabgleich, Kontrast, Höhen, Tiefen, Sättigung, Abwedeln, Nachbelichten.

Lightroom statt Darkroom!

Natürlich gibt es das auch alles in der analogen Welt (woher kommen auch sonst die Begriffe Abwedeln und Nachbelichten), aber dort ist das richtig handwerkliche Arbeit (mehr dazu unten in dem Video) und ich muss mich vor dem Foto für den richtigen Film entscheiden. In der digitalen Welt kann ich das nach dem Foto bequem am Rechner machen – und das auch noch ohne Materialverbrauch. Lightroom statt Darkroom (Dunkelkammer), so könnte man das wohl zusammenfassen.

Natürlich gibt es auch Schattenseiten. Bei der digitalen Fotografie ist man versucht viele Bilder zu machen. Masse statt Klasse. Das bewusste Auslösen und auch das konsequente Aussortieren sind zwei sehr wichtige Dinge. Dann gibt es sicher einige Stimmen die sagen nur analoge Bilder hätten den richtigen Flair und die richtige Brillianz. Was auch immer genau damit gemeint ist. Während Digitalfotos vor 10 Jahren noch technisch eher bescheiden waren, so hat die Bildqualität bei aktuellen Digitalkameras ein Niveau erreicht, wovon jeder Analogfotograf nur träumen kann. Wobei man auch hier aufpassen muss sich nicht in technischen Details und in der 100%-Ansicht am Bildschirm zu verlieren, sondern das Bild als Ganzes im Auge zu behalten – und letztendlich zu Papier zu bringen.

Zumindest für mich und meinen fotografischen Workflow bin ich da recht zufrieden mit und fühle mich dabei wohl. Ich sehe das gedruckte Bild nach wie vor als Endprodukt an, aber der Weg dahin führt bei mir von der Kamera über die Speicherkarte durch den Rechner – und das ist auch gut so!

Abschließend will ich auch die Analog-Fans kurz zu Wort kommen lassen. Bei Kwerfeldein gibt es ja öfter Analogbilder wie z.B. hier von Fatma Gultekin. Tut mir leid Marit Beer, aber damit kann ich mal so gar nichts anfangen. Unschärfe sowie Kratzer und Staub zum Stilmittel zu erklären, nein, das macht es für mich nicht. Interessanter sind da vielleicht größere analoge Formate wie hier in dem Artikel, wo Ronny meint das sei wie Rockmusik. Aber mal ehrlich, das geht heute alles mit digitalen Mitteln wesentlich besser und angenehmer. Das veranschaulicht übrigens sehr gut dieses Video, wo man mal sieht wie Bildanpassungen in der Dunkelkammer funktionieren. Da ist die Bearbeitung am Rechner doch eine große Erleichterung.

08.03.2015

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One comment

  • Ralf Rautenberg 31.03.2015   Reply →

    Gut gebrüllt Löwe
    aber ist halt deine persönliche Sicht – die auch ein wenig von fehlender Analogerfahrung und ich nenn es mal “Analoge Faulheit” geprägt ist.
    Aber ich gebe dir recht, vieles, was man so analog erzeugt kann man (fast) gleichgut mit signifikant reduziertem Aufwand auch im Hellraum erstellen.

    Ich sehe auch keinen Sinn mehr in Analoger KB-Fotografie und selbst Mittelformat, wäre mir heute viel zu umständlich.

    Bei Grossformaten und Sonderformaten, sieht das schon wieder anders aus.
    Ich plane zB. für 2015 endlich meine Projekt, Panorama-Lochkamera im eigenbau um zu setzten.
    Das Negativformat soll so 12cm x 30cm werden.
    Bildwinkel ca. 120°, teilzylindrische Projektion.
    Sowas bekommt man digital schwer realisiert.
    Wobei Canon mit dem neuen EF11-24 schon wieder eine Möglichkeit bietet, allerdingt ksotet die auch 3000Euronen.
    Gruss Ralf

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