Die Formatfrage

Das Kleinbildformat kennen wohl noch die meisten vom Fotografieren mit Film. Aber wie sieht es heute bei den Digitalkameras mit den ganzen Formaten aus? Welche Auswirkungen hat ein Cropfaktor auf die Bildwirkung? Wie rechnet man die verschiedenen Formate um?

Auf den ersten Blick scheint es ziemlich kompliziert zu sein. Es gibt recht viele unterschiedliche Formate, teilweise noch mit verschiedenen Seitenverhältnissen. Aber eigentlich ist es gar nicht so schwierig. Im Prinzip ist es ziemlich einfach, wenn man die Formate als Vollformat, Halbformat und Viertelformat bezeichnet. Eine Benennung, die in letzter Zeit immer häufiger benutzt wird.

Das Vollformat bezeichnet das volle Kleinbildformat, also eine Sensorfläche von 36×24 mm. Dieses Format ist auch immer die Bezugsgröße für alle Brennweitenangaben. Deshalb steht bei der Brennweitenangabe von anderen Formaten immer das Kleinbild-Äquivalent dabei. Beim Kleinbild gibt es keinen Cropfaktor, es ist das ‘volle Format’.

Sehr beliebt in der Digitalfotografie ist APS-C, das Halbformat. Der Sensor ist etwas kleiner, er hat knapp die halbe Fläche eines Kleinbildsensors. Daraus ergibt sich ein Cropfaktor von 1,5 (bei allen Herstellern außer Canon, deren Sensor etwas kleiner ist und Crop 1,6 hat). Das bedeutet mit einer Brennweite von 100 mm mache ich ein Bild (einen Ausschnitt um genau zu sein) entsprechend 150 mm am Kleinbild.

Bei einigen Mirrorless-Kameras beliebt ist MicroFourThirds, das Viertelformat. Der Sensor ist noch ein Stück kleiner und hat den Cropfaktor 2. Fotografie ich mit so einer Kamera mit einer echten Brennweite von 100 mm, entspricht der Bildausschnitt 200 mm Kleinbild-äquivalent.

Außerdem gibt es das 1″ Format, Nikon nennt es CX. Das wird in Kameras wie Nikon 1, Sony RX100, Canon G7X usw. verwendet. Hier ist der Sensor nochmal um ungefähr die Hälfte geschrumpft. Eigentlich müsste man dieses Format Achtelformat nennen.

Hier eine Übersicht von Formaten, Cropfaktoren und Sensorfläche:

formate

Die interessante Frage ist nun, was bedeuten diese Cropfaktoren für die Bildwirkung? Von Olympus gibt es ein 12-40/2.8 Objektiv für MicroFourThirds. Entspricht das nun einem 24-80/2.8 Objektiv? Nein, es entspricht einem 24-80/5.6 Objektiv! Denn der Cropfaktor muss nicht nur auf die Brennweite sondern auch auf die Blende angewendet werden! Leider wird das gerne vergessen bzw. vom Marketing absichtlich unter den Tisch gekehrt.

Um den Bildeindruck eines 24-80/2.8 (Vollformat) zu erreichen, bräuchte man ein 12-40/1.4 (Viertelformat). Wie gesagt, ich rede hier vom Bildeindruck. Das heißt, wie stark die Freistellung und der Unschärfeverlauf im Bild sind. Etwas anders verhält es sich mit der Lichtstärke, die der realen Blendenöffnung entspricht, und so niedrige ISO-Werte bei den kleineren Formaten erlaubt. Allerdings brauchen die kleineren Formate auch niedrigere ISO-Werte, denn sie fangen bei höheren ISO-Werten schneller an zu rauschen.

Der Bildeindruck ist aber die entscheidende Charakteristik eines Objektivs. Man sollte also nicht sagen ‘Das Fujinon 56/1.2 (APS-C) entspricht einem 85mm-Objektiv mit f/1.2’ sondern die treffende Aussage ist ‘Das Fujinon 56/1.2 entspricht einem 85/1.8 Objektiv’. So macht es auch die Objektiv-Testseite Photozone.de und gibt immer auch die Kleinbild-äquivalente Blende an. Merke: der Cropfaktor muss auch auf die Blende angewendet werden, um den Bildeindruck umzurechnen.

Dann wird auch klar, was der Unterschied zwischen den Bildformaten bewirkt: Bei den kleineren Formaten hat man den Bildeindruck einer stärker geschlossenen Blende. Die Tiefenschärfe ist größer; die gestalterische Möglichkeit mit gezielter Schärfe eine Bildwirkung zu erzielen ist geringer. Beispielsweise die neue kompakte Canon G7X hat nicht ein 24-100/1.8-2.8 Objektiv, wie uns das Marketing erzählen will – sondern in Wahrheit entspricht es 24-100/4.9-7.6 KB-äquivalent.

Allerdings ist ein Unschärfeverlauf für die Bildwirkung auch nicht alles. Die kleineren Formate haben natürlich den Vorteil, dass die Fotoausrüstung handlicher und besser tragbar ist. Nicht zuletzt deswegen erfreuen sich diese Systeme ja in letzter Zeit immer größerer Beliebtheit.

26.10.2014

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