Welche Kamera soll ich kaufen?

Es ist die Frage, die viele Fotografen und Fotointeressierte umtreibt: Welche Kamera soll ich kaufen, jetzt im Dezmeber 2017? Was gibt es gerade am Kameramarkt und was davon ist eine gute Wahl, was ist vielleicht eine Sackgasse und somit Geldverschwendung? Ich will versuchen anhand einiger konkreten Kaufempfehlungen einen Überblick zu geben.

Einfach nur ein paar Fotos machen: Apple iPhone 7 Plus

Du willst etwas zum Fotografieren haben, aber hast keine Lust eine Tasche mit Fotoausrüstung rumzuschleppen. Du willst keine Objektive wechseln. Du willst eine kompakte Kamera, die im Alltag und im Urlaub am Start ist und gute Bilder macht. Eine digitale Kompaktkamera macht heute keinen Sinn mehr. Nimm das Smartphone. Das hast du eh immer dabei und zudem kannst du die Bilder direkt online benutzen. Ich habe selbst das iPhone 7 Plus und die Bildqualität ist gut, die Auflösung mit 12 Megapixel völlig ausreichend. Das Standardobjektiv entspricht 28mm Brennweite. Wenn ich ein Foto mit einer weiteren Perspektive machen möchte, nutze ich den Panoramamodus. Außerdem gibt es ein zweites eingebautes Objektiv mit einer leichten Telebrennweite entsprechend 56mm, wenn man mal keine weite Perspektive haben möchte. Das Sahnehäubchen ist der Portraitmodus, mit dem man sogar Bilder mit unscharfen Hintergrund machen kann, was erstaunlich gut funktioniert. Mit diesem Smartphone kann man also fotografisch relativ viel machen, was für viele Anwendungen ausreichen sollte. Meine Empfehlung ist das iPhone 7 Plus und nicht das 8 Plus, weil das 8 Plus genau die gleiche Fotoeinheit hat und auch sonst kaum etwas mehr kann, sondern nur etwas mehr kostet. Das iPhone X hat im Prinzip auch die gleiche Fotoeinheit (nur das Teleobjektiv ist ein wenig besser) kostet aber ein ganzes Stück mehr. Daher lautet meine Empfehlung iPhone 7 Plus, das derzeit ca. 800 Euro kostet und neben den Kamerafunktionen noch eine Menge mehr bietet. Sicher scheiden sich an Apple die Geister; es mag auch Android-Smartphones geben, die gute Kamerafunktionen haben, und (deutlich) weniger kosten. Ich bin aber Apple-Nutzer und daher ist das mein Tipp.
BUDGET: 800 Euro aber es ist ja nicht nur eine Kamera sondern auch ein Smartphone.
FAZIT: Fotografisches rundum sorglos Paket, praktisch weil immer dabei und Bildbearbeitung+Onlinezugang eingebaut.

Eine günstige Systemkamera: Sony Alpha 6000

Du willst fotografisch etwas mehr machen. Hin und wieder mal ein Objektiv wechseln. Du willst auch bei der Bildbearbeitung noch ein paar Reserven in den Raw-Dateien haben. Hier ist meine Empfehlung eine Mirrorless-Kamera mit APS-C-Sensor von Sony. Aktuell werden drei Generationen dieser Baureihe parallel angeboten; die A6000 kostet als Kit 550 Euro, die A6300 gibt es für 990 Euro und der Preis der A6500 beträgt 1290 Euro. Alle drei sind sehr ähnlich und haben 24 Megapixel, nur bei den Videofunktionen unterscheiden sie sich. Daher empfehle ich die günstigere A6000 und zwar im Kit mit dem praktischen 16-50 Objektiv. Dann bleibt noch etwas Geld übrig für ein weiteres Objektiv. So eine Fotoausrüstung passt in eine kleine Tasche und man kann schon sehr viel damit machen. Für die meisten Anwendungen wie Familie, Freizeit und Urlaub ist man damit fotografisch gut aufgestellt.
BUDGET: 550 Euro für Kamera+Kitobjektiv, 330 Euro für Samyang 12/2.0, 270 Euro für Sony 50/1.8, 250 Euro für ein Stativ – macht 1400 Euro für eine nette Fotoausrüstung.
FAZIT: Kompakte und leistungsstarke Kombi, smarter und besser als eine Einstiegs-DSLR, praktisch mit Klappbildschirm und WLAN.

Eine gehobene Systemkamera: Fujifilm X-T2

Du bist fotografisch recht aktiv und legst Wert auf gute Qualität. Je nach Situation verwendest du unterschiedliche Objektive. Du fotografierst bewusst und bearbeitest die Bilder sorgfältig. Fotografie ist für dich Hobby und Lifestyle. Meine Empfehlung lautet hier Fujifilm X-T2, eine moderne APS-C Mirrorless-Kamera mit umfangreichen Funktionen. Zudem ist das Fujifilm X-System auf Fotografen ausgerichtet und bietet eine gute Objektivauswahl. Die Kamera selbst ist leistungsfähig, hat 24 Megapixel und gut ausgeführte Bedienelemente mit einer angenehmen Haptik. Damit macht Fotografieren Spaß und man ist für fast alle Fälle gut gerüstet.
BUDGET: 2000 Euro für die X-T2 im Kit mit dem 18-55, 1000 Euro für das 10-24, 600 Euro für das 35/1.4, 1000 Euro für ein Tele, 400 Euro für ein Stativ – macht 5000 Euro für eine hochwertige und leistungsstarke Fotoausrüstung.
FAZIT: Eine Fotoausrüstung, die fast keine Wünsche mehr offen lässt, zudem stylisch und noch einigermaßen kompakt – ideal auf Reisen aber auch für viele andere Anwendungen.

Eine günstige DSLR-Kamera: Canon 6D (gebraucht)

Was ist denn mit den DSLR-Kameras, wird sich der ein oder andere Leser fragen. Tatsächlich halte ich inzwischen Mirrorless-Kameras einfach für besser. Man muss nicht nur weniger schleppen, die Mirrorless-Kameras können auch mehr. Aber so mancher Fotograf kann sich damit nicht anfreunden. Du willst also unbedingt eine richtige DSLR haben mit einem optischen Sucher? Dann ist die alte Canon 6D meine Empfehlung. Sie liegt auf dem Gebrauchtmarkt derzeit bei 850 Euro. Von der neuen Canon 6D II (2000 Euro) rate ich ab, weil sie kaum mehr kann und der Sensor einen enttäuschend geringen Dynamikumfang hat. Auch die alte Canon 6D ist da kein Wunder, aber das Preis-Leistungsverhältnis ist deutlich besser. Mit dem gesparten Geld kann man bessere Sachen anfangen z.B. mit ordentlich Zinsen bei Dofinance, einem europäischen P2P-Kreditanbieter, anlegen. Zudem hat man bei Canon den Vorteil, dass es einen sehr großen Gebrauchtmarkt gibt, wo man günstig Objektive erwerben kann.
BUDGET: Canon 6D für 850 Euro, 17-40 für 350 Euro, 24-105 für 450 Euro, 35/1.4 für 600 Euro, 150 Euro für einen 580EX Blitz, 100 Euro für einen Fotorucksack – macht 2500 Euro für eine nicht aktuelle aber immer noch gute Fotoausrüstung, mit der sich tolle Bilder machen lassen (alles keine Neupreise sondern Gebrauchtpreise).
FAZIT: Es muss nicht immer das Neuste und Beste sein. Schließlich wurden auch schon vor ein paar Jahren tolle Fotos gemacht. Wer bereit ist, Geräte aus der vorigen Generation gebraucht zu kaufen und auf die allerneusten Features zu verzichten, kann viel Geld sparen.

Die beste DSLR-Kamera: Nikon D850

Du bist jemand, der die Fotografie sehr ambitioniert betreibt. Du willst keine Kompromisse, sondern die beste Ausrüstung. Du bist es gewohnt eine umfangreiche Fotoausrüstung durch die Gegend zu schleppen und auch viel Geld für die Ausrüstung zu zahlen. Für dich zählt nur das beste Bild. Dann empfehle ich dir die brandneue Nikon D850. So wie damals die D700 quasi eine D3 in einem etwas kompakteren Gehäuse war, so entspricht heute die D850 der D5. Sie hat ihren Profi-Autofokus und dazu einen Hochleistungssensor mit 45 Megapixel. Ein robustes Klappdisplay, abgedichtete Bedienelemente, die im Dunkeln leuchten, und viele weitere Features… hier bleiben keine Wünsche offen.
BUDGET: Nikon D850 für 3800 Euro, 14-24 für 1800 Euro, 24-70 VR für 2100 Euro, 70-200 II für 2000 Euro, 300/2.8 für 5000 Euro, Kleinkram für 300 Euro – macht 15000 Euro für die ultimative Fotoausrüstung.
FAZIT: Wenn nun ein Bild nicht gut wird, kannst du es nicht mehr auf die Ausrüstung schieben.

Die hervorragende Systemkamera: Sony Alpha 7R II

Du willst die beste Bildqualität, bist aber nicht bereit kiloweise Ausrüstung durch die Gegend zu schleppen. Du willst eine Kamera mit aktuellen Features, die dich beim Fotografieren unterstützen. Du willst eine hohe Bildauflösung und ordentliche Reserven in den Raws zur Bildbearbeitung. Dann empfehle ich dir die Sony A7RII. Zwar ist gerade der Nachfolger erschienen, aber die A7RIII kostet 3500 Euro, während die A7RII nun für 1900 Euro zu haben ist. Zudem halten sich die Unterschiede in Grenzen, beides sind hervorragende Kameras. Die A7RII bietet 42 Megapixel, einen sehr hohen Dynamikumfang und viele weitere Funktionen wie Klappdisplay, WLAN, Augen-AF usw. in einem kompakten Gehäuse. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das ist eine klasse Kamera.
BUDGET: Sony A7RII für 1900 Euro, Zeiss 16-35 für 1000 Euro, Sony 24-105 für 1300 Euro, Zeiss 55 für 700 Euro, Zeiss 135 für 1800 Euro, Zubehör für 300 Euro – macht 7000 Euro für eine Top-Kamera mit hervorragenden Objektiven, zudem ist die Ausrüstung noch gut tragbar.
FAZIT: Eine sehr vielseitige Fotoausrüstung, mit der sich Bilder auf höchsten Level machen lassen.

03.12.2017

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5 comments

  • Steffen 05.12.2017   Reply →

    Warum keine Empfehlung für eine Crop Kamera ?

    Warum immer diese Vorverurteile, dass man nur mit Kleinbild tolle Fotos machen kann ?

    • Martin 05.12.2017   Reply →

      Hallo Markus, ich habe drei Crop-Kameras und drei Kleinbild-Kameras genannt. Hier wird keine Kamera vorverurteilt; alle machen gute Bilder. Letztendlich kommt es auf das Gesamtsystem an und dass man sich damit beim Fotografieren wohl fühlt.

  • Carla 05.12.2017   Reply →

    Guter Beitrag, danke! Für Anfänger sind diese Frage sehr wichtig.

  • Tobias T. 26.01.2018   Reply →

    Warum hat Canon noch den höchsten Marktanteil, obwohl der Mark angeblich den DSLM gehört? So richtig verstehe ich das nicht. Sind Deine Fotos besser geworden durch den Umstieg auf Sony? Hängen davon mehr als Print an Deiner Wand? Das sind fragen, die ich mir selbst stelle und mich frage, ob sich der teure Schwenk von DSLR auf DSLM lohnt. Leider ist aktuell nicht absehbar, wohin der Trend tatsächlich geht. Nikon hat gerade die D850 sehr erfolgreich rausgehauen. Die Canon 5D IV findet scheinbar auch weiterhin ihre Käufer. Bislang ist nicht zu sehen, dass Canon oder Nikon ihr Bajonett zugunsten DSLM aufgeben – was sie konsequenterweise tun müssten. Es bleibt spannend … achso, den Artikel finde ich gut – wollte nur meine Gedanken dazu mitteilen. 🙂

    • Martin 26.01.2018   Reply →

      Hi Tobias,
      nun, man wechselt ja nicht mal eben so sein Fotosystem. Sondern man fotografiert solange damit, bis einen etwas stört und man sich vom neuen System Besserung erhofft. Mache ich mit Sony bessere Fotos als mit Canon? Vermutlich kaum. Aber ich trage die Ausrüstung eher durch die Gegend, weil sie leichter ist und in einen kleinere Tasche passt. Und ich mache eher mal ein Foto aus Bodenperspektive, weil das mit dem Klappdisplay einfacher geht als mit einem DSLR-Sucher. Bei Landschaftsbildern im Gegenlicht brauche ich keine Verlaufsfilter mehr, weil der Sony Sensor einen höheren Dynamikumfang hat. Das sind aber Punkte, die nur für wenige Fotos relevant sind. Wichtiger ist, dass man mit der gewohnten Ausrüstung gut zurecht kommt. Ich habe bei den oben genannten Empfehlungen auch bewusst das ein oder andere ältere Modell genannt, denn es muss nicht immer das Neuste sein.
      Viele Grüße, Martin

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