Wohin geht die Entwicklung bei Kameras und Objektiven?

Ich schreiben hier in meinen Blog nun schon fast seit 11 Jahren zu meinem Verhältnis zur Fotografie. Mit der Zeit schaue ich weniger auf die Technik und mehr auf die Bilder. Ich habe seit ein paar Jahren die gleiche Kamera und die gleichen Objektive. Aber schauen wir mal über den Tellerrand und in die Zukunft: wohin geht die Entwicklung bei Kameras und bei Objektiven zurzeit?

Von DSLR zu Mirrorless

Ich habe von 2007-2015 mit Canon DSLRs fotografiert (2010-2012 mit Nikon DSLRs) und seit 2015 fotografiere ich mit dem Sony Mirrorless-System. Die Umstellung von der DSLR zu einer Mirrorless-Kamera war technologisch ein großer Fortschritt (man denke allein schon an die Möglichkeiten beim Autofokus). Nachdem Sony mit der Mirrorless-Technik voran ging und Canon+Nikon ordentlich Marktanteile abgenommen hat, haben inzwischen auch die beiden Alteingesessenen ihre Systeme auf Mirrorless-Technik umgestellt. Canon EF ist praktisch tot, es lebe RF. Nikon F ist tot, es lebe Z. In den nächsten Jahren werden nur diese Bajonett-Systeme (alle Mirrorless) eine Rolle spielen: Sony E, Canon RF, Nikon Z, Fujifilm X und Panasonic/Sigma/Leica L, wobei ich letzteren eher nur ein Nischen-Dasein zutraue.

Von Kompaktkameras zu Smartphones

Mal ehrlich, niemand benutzt heute mehr eine digitale Kompaktkamera. Erinnert ihr euch noch an all die Canon Ixus, Nikon Coolpix, Casio Exilim und wie sie alle hießen? Dieser Markt wurde vollständig von Smartphones übernommen. Daher ist auch der Kameramarkt insgesamt so geschrumpft, dann ein aktuelles Smartphone erledigt die Alltagsfotografie eines Durschnittsbürgers inzwischen ziemlich ordentlich. Man überlegt sich also zweimal, warum man sich überhaupt noch eine Kamera geschweige denn eine Kameraausrüstung kaufen soll. Zumal ich selbst bei den besten Modellen kein Instagram-Filter eingebaut habe und auch ein Internetzugang um die Bilder online zu stellen fehlt sogar. Wenn sich heute jemand für eine Fotoausrüstung entscheidet, ist es meistens eine bewusste Entscheidung für einen spezifischen Anwendungsfall. Aber die allgemeine Alltagsfotografie, ob man es mag oder nicht, wird zum weitaus größten Teil mit Smartphones gemacht.

Vom Foto zum Video

Der andere große Trend ist, dass Filmen immer wichtiger wird. Viele wollen nicht nur ein Foto machen, sondern gleich ein Video aufnehmen. Die technischen Möglichkeiten sind ja gegeben, was eine erstaunliche Entwicklung ist. Bis vor einigen Jahren war es eine große Herausforderung ein Video in guter Qualität aufzunehmen. Gerade mit aktuellen Mirrorless-Kameras geht das nun in höchster Qualität, mit den kreativen Möglichkeiten aller möglichen Objektive und dazu noch mit Autofokus und erweiterten Dynamikumfang… die Kameras werden teilweise sogar in Hollywood-Produktionen eingesetzt. Dazu kommt auf der anderen Seite, dass sich nur noch Wenige ihre Fotos auf Papier anschauen sondern meistens auf einem Bildschirm. Da liegt es nahe, dass man sich auch gleich ein Video anschauen kann. Allerdings finde ich, dass Foto und Video zwei völlig unterschiedliche Medien sind. Und es stört mich, dass Fotoausrüstung mehr und mehr für Video optimiert wird… sei es der zusätzliche Auslöseknopf an der Kamera oder der zusätzliche Blendenring am Objektiv. Ich kann die Industrie verstehen, denn die Fotofunktionen sind praktisch ausentwickelt und ohne Video lässt sich heute praktisch keine Kamera mehr verkaufen. Dennoch gibt es Fotografen, die eine Kamera dafür haben wollen und nicht ein auf Video optimiertes Gerät. Fujifilm scheint ein der wenigen Hersteller zu sein, die wirklich noch Fotografen als Zielgruppe sehen.

Vom Allgemeinen zum Speziellen

Ich denke in der Zukunft werden wir mehr spezialisierte Modelle sehen. Die Zeiten der Standard-Familienkamera sind vorbei, dafür dient heute das Smartphone. Wer sich heute eine Kameraausrüstung kauft, der tut das für einen speziellen Anwendungszweck. Die Porträtkamera mit Augen-Autofokus und Festbrennweite. Die Sportkamera mit schnellen Autofokus, vielen Bildern pro Sekunde und lichtstarken Zoom. Die Wildlife-Kamera, deren Autofokus auch Tiere erkennt, mit dem Supertele. Die Blogging-Kamera mit Weitwinkel und Klappbildschirm. Die wasserdichte Actionkamera mit Fisheye-Objektiv. Und so weiter. Die Herausforderung wird dabei für die Hersteller sein, damit noch solche Stückzahlen zu erreichen, dass sie profitabel herstellen können. Denn der Markt insgesamt schrumpft. Olympus hat es schon erwischt und es würde mich nicht wundern, wenn wir eine weitere Kameramarke verschwinden sehen. Pentax wäre aus meiner Sicht dafür der nächste Kandidat.

22.01.2023

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2 comments

  • Christopher 20.03.2023   Reply →

    Da kann ich dir zu 100% zustimmen – dazu kommt (meiner Meinung nach) noch das große Problem, dass viele Hersteller (wie zb Sony und Canon) versuchen “den ganzen Markt” zu bedienen. Es fehlen ganz klar die Nischen! In den nächsten paar Jahren wird’s denke ich erstmal noch stark Richtung Profi und Prosumer gehen – anschließend werden wir denke ich eine höhere Spezialisierung der Hersteller erleben.

  • jens 21.03.2024   Reply →

    Hallo, eine sehr große Veränderung sehe ich in KI Bildbearbeitung.
    Smartphone + KI wird den Kamera Hersteller weiter unter Druck setzen.
    Ich finde grade bei Fujifilm + Filmsimulationen sind Kameras für das Erlebnis Fotografie.
    Schöne Grüße aus dem Schwarzwald Jens.
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