Durch die Nacht mit der Photoszene
Das Photoszene Festival steht immer etwas im Schatten der Photokina. Dabei hätte es durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient. Das diesjährige Photoszene Festival bietet 87 Ausstellungen verteilt über das Kölner Stadtgebiet. Da ist es gar nicht so einfach eine Auswahl zu treffen. Zum Glück gibt es geführte Touren. Ich habe am Freitag an einer nächtlichen Tour teilgenommen.
Das MAKK dient als Festivalzentrale der Photoszene, dort war also der Treffpunkt für unsere Tour. Ich war etwas früher dran und konnte mir dort noch eine kleine Ausstellung anschauen.
Als Fan von Fotobüchern hat mich natürlich der Kassel Photobook Dummy Award 2018 interessiert. Hier werden Prototypen von künstlerischen Fotobüchern gezeigt.
Die internationale Auswahl der Fotobücher beschäftigt sich mit den verschiedensten Themen.
Dann war es aber Zeit mit der Tour durch die Nacht zu starten. Es hatte sich eine sympathische Gruppe zusammen gefunden und zur Begrüßung gab es erstmal ein Kölsch. Anschließend starteten wir in drei Grüppchen mit Erik Kessels (Fotokünstler und Verleger), Markus Schaden (The PhotoBookMuseum) und Teona Gogichaishvili (Kuratorin) zu den verschiedenen Ausstellungen.
Unser Grüppchen mit Teona Gogichaishvili (2. von links) besuchte als Erstes die Ausstellung High Five im Alten Pfandhaus. Dort zeigte uns Nina von Kreisler (rechts im Bild) ihr Serie “Insomnia”.
Die Bilder von Insomnia lassen den Betrachter in eine Zwischenwelt zwischen Traum und Realität eintauchen.
Als nächstes zeigte uns Wolfgang Sonnemann (rechts) sein Langzeitprojekt “Zirkus leben”.
Er hat immer wieder einen sehr kleinen Familienzirkus in seinem Winterlager besucht und sich den Zirkusleuten angenähert, die es nicht leicht haben. Oft kommen nur eine Handvoll Besucher zu den Vorstellungen.
Anschließend präsentiert HP Schäfer uns seine Serie “Dahinter das Meer” von Bausünden in Küstenregionen.
Das bedeckte Wetter auf seinen Bildern passt gut zu der tristen Stimmung dieser heruntergekommenen und wenig beachteten Orte.
Als nächstes zeigte uns Helmut Hergarten seine Serie “Wait & Sea” über Flüchtlinge im Mittelmeer.
Die Bilder, die er auf Sizilien aufgenommen hat, visualisieren das Flüchtlingsdrama.
Zum Abschluss präsentierte Thomas Dahmen seine Serie “I Have Seen The Light”.
Er hat mit einer Polaroid-Kamera Fotografen und Mitglieder der Photoszene portraitiert. Dabei ist eine umfangreiche Zusammenstellung entstanden.
Unsere nächste Station ist die Laif Agentur. Hier ist richtig was los.
In Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung wird die Ausstellung “Auf Kosten anderer – Globalisierung in Bildern” eröffnet.
Die Ausstellung macht deutlich unter welchen miesen Bedingungen teilweise die Güter für die Produkte, die wir in der westlichen Welt konsumieren, erstellt werden.
Kai Löffelbein erläutert uns seine Serie “Ctrl-X, a topography of e-waste”. Die beeindrucken Bilder folgen dem Weg unseres Elektroschrotts nach Afrika und Asien.
Das wohl bekannteste Bild der Serie, aufgenommen auf einer riesigen Müllhalde in Accra (Ghana), erhielt den Unicef Foto Award.
Aber auch die anderen Bilder von “Ctrl-X” zeigen in einem beeindruckenden aber nicht übertriebenen Stil, was mit unserem Elektroschrott geschieht.
Mehr dazu gibt es in diesem Fernsehbeitrag über Kai Löffelbein zu sehen.
Im Keimaks Bistro treffen wir Dieter Röseler, der dort seine Bilderserie “Minnsche” ausstellt.
Mit Vintage-Prints zeigt er seine große Portraitreihe. Er orientiert sich dabei an seinen Vorbildern Lee Friedlander und August Sander.
Die Portraits sind subjektiv und individuell, was mir sehr gut gefällt.
Etwas später kommen wir zum Atelierzentrum Ehrenfeld. Hier werden einige Serien verschiedener Fotografen ausgestellt.
Von der französischen Fotografin Marie Hudelot wird die Serie “Heritage” gezeigt. Mehr dazu gibt es in diesem Artikel der Zeit.
Von der georgischen Fotografin Dina Oganova wird die Serie “My Place” gezeigt. Mehr dazu gibt in diesem Artikel bei Dodho.
Vom schweizerischen Fotografen Luca Zanier wird die Serie “Corridors Of Power” gezeigt. Der Sitzungssaal der Fifa könnte auch in einem James Bond Film auftauchen. Mehr dazu gibt es bei ItsNiceThat.
Vom deutschen Fotografen Horst Kistner wird die Serie “Les Sentiments Perdus” gezeigt. Mehr zu den inszenierten Bildern im Vintage Stil bei LensCulture.
Marc Lathuillière präsentiert seine Serie “National Museum”. Dafür ist er 14 Jahre durch Frankreich gereist um 1000 Franzosen in ihren traditionellen Berufen zu portraitieren.
Er erläutert, dass diese traditionellen Berufe sehr stereotypisch sind. Daher hat er alle Portraitierten gebeten, dieselbe Maske aufzusetzen. Das regt den Betrachter zum Nachdenken an.
Schließlich ist es doch spät geworden auf unserer nächtlichen Tour. Aus den geplanten zwei Stunden sind dann vier geworden, aber es war total spannend und abwechslungsreich mit vielen Eindrücken. Nach einem letzten Plausch bei einem Glas Wein kehren wir gegen Mitternacht zum MAKK zurück. Vielen Dank an Teona, die Künstler, das ganze Photoszene-Team und alle, die diese Veranstaltung möglich gemacht haben!
30.09.2018
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