Rückblick Horizonte Zingst 2015
Ich bin zurück! Mit kleiner Verspätung kommt hier mein Rückblick auf die Woche in Zingst und das Fotofestival Horizonte 2015.
Was für eine Woche, die Zeit ging herum wie nichts. Bereits am Samstag bin ich angereist und habe die 700km mit dem Auto in 6 Stunden ohne Stau geschafft. Nachmittags war ich dann bei der Festivaleröffnung im Hotel Vier Jahreszeiten. Die Location kannte ich schon, denn als ich vor zwei Jahren in Zingst war, was außerhalb des Festivals war, fand dort gerade die Eröffnung der Ausstellung von Timm Allrich statt. Nun war aber alles voller und größer, mehr Publikum und mehr Ausstellungen. Nach den Eröffnungsreden der üblichen Verdächtigen (Schirmherr des Festivals, Bürgermeister von Zingst, Marketingchef von Olympus, Deutschlandchef von Epson), war es dann der Kurator des Festivals, Klaus Tiedge, der einige relevante Worte sagte. Wie macht man ein Fotofestival in einer Zeit, wo jeder mit dem Handy knipst? Welche Fotos sind heutzutage relevant und welchen Wert hat ein Bild? Dazu gab es ein paar gute Einsichten. Klaus Tiedge führte dann noch durch die vielen verschiedenen Ausstellungen im Hotel mit kurzen Erläuterungen. Dazu muss man sagen, dass die Ausstellunge insgesamt ein recht hohes Niveau hatten und wirklich tolle Bilder zeigten. Es waren auch bei weitem nicht nur Naturbilder sondern durchaus auch Bilder aus anderen Genres wie Reportage oder Portrait. Insgesamt war die Eröffnungsveranstaltung ein spannender Start.
Ein Highlight der Woche war dann die Segeltour mit der Brigg Aphrodite durch die Boddenlandschaft an einem der sonnigen Abende. Dazu muss man wissen, dass Zingst auf zwei Seiten am Wasser liegt, es ist ja eine Halbinsel. Auf der einen Seite ist die Ostsee, auf der anderen Seite ein Binnengewässer, die sogenannte Boddenlandschaft. Dort waren wir mit dem Segelschiff unterwegs, unter niederländischer Flagge und mit einer sehr netten Crew. Es ist erstaunlich wie viele Leute man braucht um die einzelnen Segel bei den verschiedenen Manövern mit unzähligen Seilen zu steuern. Zuerst wollte kaum wer mit anpacken, weil jeder einen Fotoapparat in der Hand hatte. Aber schon bald haben alle mit angefasst und bei besten Wetter und mit ordentlich Wind sind wir dann unterwegs gewesen, dem Sonnenuntergang entgegen.
Neben der Boddenlandschaft gibt es noch ein weiteres landschaftliches Highlight in Zingst und das ist der Weststrand mit seinen Wäldern. Dabei handelt es sich um einen Nationalpark, also um wilde Natur, die sich selbst überlassen ist. Wir waren dort zu Fuß unterwegs, alternativ kann man sich ein Fahrrad ausleihen, was recht praktisch ist. Der Wald ist schon recht spannend, eben weil er naturbelassen ist (umgestürzte Bäumen werden nicht vom Förster entfernt) und auch Sümpfe hat. Richtig spannend ist aber, wenn der Wald auf den wilden Strand trifft. Am besten ist man dort abends, dann ergeben sich tolle Motive zum Fotografieren bei besten Licht.
Zurück in Zingst, an einem Tag mit nicht ganz so guten Wetter, war ich zum Ausstellungsrundgang in der Multimediahalle. Drei Fotografen waren anwesend und alle drei haben sich Zeit genommen und hatten wirklich Spannendes zu erzählen. Da war zuerst Josef ‘Beppo’ Niedermeier mit seinen Bildern aus Namibia. Seine Multivisionshow über dieses Land hatte ich schon letztes Jahr mal in Köln gesehen und da ich in einigen Wochen selbst nach Namibia fahre, war es natürlich super mit ihm ein paar Worte wechseln zu können z.B. zu seinem tollen Bild vom Deadvlei. Als nächster erzählte Norbert Rosing etwas zu seinen ausgestellten Bildern (mehr hier). Sein Thema waren die deutschen Nationalparks. Immerhin sind zwei davon ja in der Nähe von Zingst und so hatte man einen direkten Bezug. Am spektakulärsten war dann schließlich Carsten Peter mit seinen Bildern. Sein Thema sind die Extreme des Planeten. Er war in den USA mit Sturmjägern unterwegs, hat einen Vulkan in der Antarktis bestiegen und ist in riesige Höhlen in Vietnam gestiegen. Entsprechend spektakulär sind seine Bilder, aber auch beängstigend die Risiken, die er dabei eingegangen ist. Er wurde von National Geographic als bester Fotograf ausgezeichnet. Einige seine Bilder waren in der Multimediahalle ausgestellt, anderen standen im Großformat am Strand von Zingst neben der Seebrücke und fanden dort viele Betrachter.
Von den ganzen Veranstaltungen will ich das Podium mit Dirk Bleyer erwähnen. Einen Workshop habe ich in der Woche nicht gemacht, zu sehr war ich mit anderen Dingen beschäftigt. Aber die Veranstaltung mit Dirk Bleyer war sehr interessant. Normalerweise macht er Multivisionshows in größeren Hallen, aber hier hat er seine Geschichte erzählt, wie er dazu gekommen ist, reisender Fotograf zu sein, und hat einige Einblicke und Tipps gegeben.
Schließlich ist es der Ort Zingst selbst, der das Horizonte Fotofestival zu einer tollen Sache macht. Der Ort ist echt schön und bietet sowohl als normaler Urlaubsort eine Menge, als auch hat sich Zingst zu einem Zentrum der Fotografie entwickelt mit vielen Standorten und einem erstaunlich hohen Niveau. Die Fotoindustrie ist natürlich auch vertreten (ohne wäre so ein Festival wohl auch kaum möglich) und so fand von Donnerstag bis Samstag noch der Fotomarkt statt. Das Highlight eines jeden Tages war aber auf jeden Fall die allabendliche Bilderflut am Strand. Dort wurde neben der Sunbounce-Strandbar eine große Kinoleinwand aufgebaut und die Bilder des Tages gezeigt. Diese abendliche Show hat mich übrigens ziemlich überrascht. Nicht nur, dass von den Workshops (die gerade an jenem Tag stattgefunden hatten) die Ergebnisse der Teilnehmer präsentiert wurden; es war bei vielleicht der Hälfte der Worksshops auch jeweils ein Kamerateam dabei, dass dann noch Eindrücke vom Workshops und Interviews in bewegten Bildern zeigte. Daher möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich das Team hinter den Kulissen loben, denn dazu gehört wirklich Einiges, am Abend den fertig geschnittenen Filmbeitrag vom Workshop des Tages zu zeigen. Die Wahl des Bild des Tages war natürlich auch immer interessant, zumal ja auch jedesmal eine Kamera zu gewinnen gab.
Insgesamt war es einfach eine tolle Woche dort oben im Nordosten. Das Horizonte Zingst Festival ist meiner Meinung nach das schönste Fotofestival Deutschlands und trotz meiner recht hohen Erwartungen war ich ziemlich begeistert. Ich denke hier bin ich nicht zum letzten Mal gewesen und auch euch kann ich nur empfehlen den Termin vielleicht im nächsten Jahr mal einzuplanen und vor der Reise nach Mecklenburg-Vorpommern nicht zurückzuschrecken. Es lohnt sich auf jeden Fall!
11.06.0215
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