Sony FE 24-105mm f/4 G OSS Review
Seit Anfang des Jahres habe ich nun das Sony FE 24-105 G, somit wird es Zeit für ein Review. Wie schlägt sich das neue Standardzoom im Alltag? Ist es wirklich das ideale Reiseobjektiv? Hier ist mein Erfahrungsbericht.
Mit den Standardzooms ist es beim Sony FE System so eine Sache. Seit Anfang an gibt es das Sony-Zeiss 24-70/4.0. Dieses hat zwar angenehm kompakte Abmessungen, aber die Abbildungsqualität ist nur mittelmäßig und der Brennweitenbereich geht eben nur bis 70mm. Dann gibt es das Sony 24-240, was ich eine Zeit lang hatte. Das hat zwar einen supertollen Brennweitenbereich, ist aber recht groß und schwer und die Abbildungsqualität lässt auch zu wünschen übrig. Schließlich gibt es noch das Sony 24-70/2.8 GM, welches zwar eine hervorragende Abbildungsqualität hat, aber dessen Brennweitenbereich eben wieder bei 70mm endet. Zudem ist es sehr groß und schwer – eine Eigenschaft die gerade bei einem Mirrorless-System stört. Letztendlich bietet keins dieser Standardzooms ein Paket mit rundum guten Eigenschaften.
Ende 2017 hat Sony dann endlich das Sony FE 24-105/4 G OSS vorgestellt. Ist es groß und schwer? Verglichen mit den anderen 24-105-Objektiven von Canon und Nikon nicht. Daher betont Sony auch in der Pressemitteilung, dass es sich um das kleinste und leichteste 24-105-Objektiv handelt. Aber natürlich kann man die Physik nicht austricksen. Das Objektiv ist 113mm lang, wiegt 663g und hat ein 77mm Filtergewinde. Ich finde es an der Sony A7II schon einigermaßen groß und schwer, gerade wenn ich zuvor eine kleine Festbrennweite wie das FE 55mm drauf hatte. Aber verglichen mit dem Sony 24-240 oder dem 24-70/2.8 ist es definitiv ein ganzes Stück kompakter und leichter.
Der Brennweitenbereich ist es, der die Linse so vielseitig macht und es einen so gerne als Standardobjektiv einsetzen lässt. Es macht einfach einen sehr großer Unterschied, ob man 70mm oder 105mm hat. Bei 70mm braucht man zusätzlich noch eine Tele-Objektiv, bei 105mm kann man da auch mal drauf verzichten. Ähnlich ist es auch am unteren Brennweiten-Ende. Ob man da 28mm oder 24mm hat, macht auch einen großen Unterschied aus. Ich habe das Sony 24-105 in den letzten Monaten oft dabei gehabt, es ist schnell zu meinem Standardobjektiv geworden. Auf zwei größeren Reisen habe ich sogar an manchen Tagen festgestellt, dass ich nur mit dem Objektiv auf der Kamera rumgelaufen bin und daher manchmal den Fotorucksack nicht mitgenommen habe.
Das Objektiv hat eine durchgängige Lichtstärke von f/4. Mehr ist physikalisch bei einem Zoomobjektiv mit diesem Abmessungen nicht drin. Aber 105mm f/4 bieten durchaus ein ordentliches Freistellungspotential. Damit kann man beispielsweise gut ein Kopfportrait machen. Dazu kommt die relativ kurze Naheinstellgrenze von 38cm ab Sensorebene. Somit lässt dich die Linse noch halbwegs als Makro gebrauchen. Weiterhin ist auch der Bildstabilisator OSS eingebaut. Dieser arbeitet mit dem stabilisierten Bildsensor zusammen und ermöglicht so recht lange Belichtungszeiten aus der Hand. Damit sind 1/30s am lange Ende kein Problem und am kurzen Ende kann man auch deutlich längere Zeiten noch aus der Hand fotografieren. Damit lässt sich das Objektiv auch im Halbdunkeln noch mit f/4 ziemlich gut einsetzen.
Kein Wunder also, dass viele Reviewer sehr angetan sind vom Sony 24-105. The Phoblographer schreibt “Indeed the Sony 24-105 is quite a great lens for the travel photographer … It can deliver gorgeous image quality … I can totally see how this lens can be one that stays glued to your camera in most instances”. Photozone/OpticalLimits stellt fest “it is superior to both the Canon EF 24-105mm f/4 USM L IS II and Nikkor AF-S 24-120mm f/4G VR” und The-Digital-Picture merkt an “In the Sony 24-105 G vs Sigma 24-105 Art image quality comparison I give the edge to the Sony”. Ken Rockwell, der gerne etwas euphorisch ist, schreibt gleich “This Sony FE 24-105mm f/4 G OSS is the world’s best midrange zoom”.
Ich kann bestätigen, dass die Abbildungsleistung klasse ist. Für ein Zoom geht es eigentlich nicht besser, aber im Vergleich mit einer Festbrennweite wie dem Zeiss 55mm sieht man dann doch noch einen Unterschied. Auffällig ist die recht starke Verzerrung und Vignettierung bei 24mm – hier muss man unbedingt die Objektivkorrektur benutzen. Das Objektiv wurde dafür designt korrigiert verwendet zu werden. Dann sind auch Verzerrung und Vignettierung weitgehend verschwunden. Schärfe und Detailauflösung sind sehr gut, hier kann ich keine großen Schwächen feststellen. Ebenso gibt es keine auffälligen chromatischen Abberationen und das Bokeh geht auch in Ordnung … für ein f/4-Zoomobjektiv. Natürlich erreicht es nicht die Bokehqualität einer lichtstarken Festbrennweite. Aber ich habe bei Zoomobjektiven schon deutlich unruhigere Bokehs gesehen und empfinde das Unschärfeverhalten und die Darstellung der Zerstreuungskreise als ausgewogen und unauffällig. Bei Gegenlicht leidet der Kontrast ein wenig, aber nicht viel. Insgesamt sind die Abbildungsleistungen sehr gut und brauchen sich hinter keinem Zoomobjektiv verstecken.
Ansonsten ist mir noch aufgefallen, das Sony 24-105 hat Schalter am Objektiv! Sony war ja den Weg gegangen diese wegzulassen. Andere Objektive wie mein 16-35 oder das 28/2 haben keinerlei Schalter am Objektivgehäuse. AF/MF oder Stabi an/aus muss man im Menü einstellen, was ich in manchen Situationen als ziemlich umständlich empfinde. Daher freut es mich sehr, dass ich am 24-105 nun für diese beiden Funktionen wieder manuelle Schalter habe. So soll es sein. Neben diesen beiden Schaltern gibt es noch einen zusätzlich Knopf. Dabei handelt es sich um den Focus hold Button. Durchaus praktisch z.B. wenn man für Porträts verschwenkt. Man kann auch den Eye-AF auf den Funktionsknopf legen. Außerdem möchte ich noch erwähnen, dass das Objektiv wettergeschützt/abgedichtet ist, und selbstverständlich wird es auch mit einer Gegenlichtblende geliefert.
Fazit
Die Suche nach einem Standardzoom fürs Sony FE System ist vorbei. Das Sony 24-105 ist DAS Standardzoom. Es ist ein rundum-praktisch Paket ohne Schwächen. So praktisch, dass es das ideale Reiseobjektiv ist. Zur Not auch als einziges Objektiv, quasi die Allzweckwaffe für den Fotoalltag. Mit einem Listenpreis von 1350 Euro bzw. einen Straßenpreis von 1200 Euro ist es sicher kein Schnäppchen, aber durchaus das Geld wert. Von mir gibt es jedenfalls eine klare Empfehlung für diese Linse. Ich denke ich werde das Sony 24-105 noch lange als Standardobjektiv nutzen.
Hier sind einige Bilder, die ich mit dem Objektiv aufgenommen habe:
14.10.2018
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Sehr schöner und interessanter Beitrag. Die Bilder sind außerdem der Hammer einfach nur genial.