Auf der Photokina 2016 (Teil 1)
Am Dienstag hat nun die weltgrößte Fotomesse ihre Tore in Köln geöffnet. Hier sind meine Eindrücke von der Messe und den gezeigte Produkten sowie der allgemeinen Stimmung.
Zunächst habe ich meinen Messerundgang bei einigen Herstellern von Fototaschen und -Rucksäcken begonnen. Das Thema finde ich recht interessant und bin ständig auf der Suche nach der optimalen Fototasche. Seit einiger Zeit habe ich ja den F-Stop Lotus, der meiner Vorstellung eines optimalen Fotorucksacks schon ziemlich nahe kommt. F-Stop präsentiert neben ihren Rucksäcken der Mountain-Series (wozu auch der Lotus gehört) eine neue Produktlinie mit kleineren Fototaschen und -Rucksäcken für die urbane Nutzung. Sie sind aus dem gleichen Stoff und mit versiegelten Reißverschlüssen gefertigt, sodass sie robust sind und auch einen Regenschauer ohne zusätzliche Regenhülle gut verkraften können. Der Produkt Manager sagte mir auch, dass sich F-Stop große Mühe gibt für bessere Lieferzeiten zu sorgen. Die teilweise doch erheblichen Logistik-Probleme der letzten Monate sollen nun der Vergangenheit angehören.
Das Angebot an Fototaschen ist ja recht groß und es gibt auch einige Edel-Anbieter. Die Taschen von Ona würde ich dazu zählen und der für mich neue Anbieter Barber Shop scheint sich auch in dem Segment zu befinden. Compagnon war auch auf der Messe vertreten, wobei ich persönlich kein Fan deren Taschen bin und sie für etwas überteuert halte.
Ein Fan bin ich hingegen, dass muss ich zugeben und jeder Leser weiß das auch, von den Thinktank Retrospective Taschen. Ich habe mir nun eine Retrospective 6 zugelegt, dazu demnächst mehr. Für mich sind die Retrospective Taschen einfach die optimalen Fototaschen, die praktisch sind und nicht so sehr nach Fototasche aussehen.
Anschließend habe ich noch den Stand von Peak Design besucht. Ich mag deren Produkte, die ich für sehr innovativ halte. Vor einiger Zeit habe ich ja das Gurt-Clips-System mit Leash und Slide vorgestellt. Inzwischen gibt es von Peak Design auch Fototaschen, neuerdings neben der größeren 15“ Tasche auch eine kleinere 13“ Tasche. Ausgerechnet die hatten sie leider nicht verfügbar am Messestand, aber an der größeren konnte ich auch sehen, dass sie viele kleine Innovationen bietet wie einen Frontclip, der magnetisch einrastet, viele Seitentaschen, eine längliche Stativschlaufe und gepolsterte Inneneinteiler, die sich sehr gut für die individuelle Nutzung klappen und anpassen lassen.
Auch bei Lowepro habe ich reingeschaut um die Frage zu stellen, was sie im Angebot haben, wenn man einen Fotorucksack mit Netzrücken sucht. Vorletzte Woche habe ich ja zu dem Dilemma etwas geschrieben, dass es da quasi keine vernünftigen Angebote gibt. Leider hat Lowepro nichts dergleichen im Angebot. Die Rover Pro Serie wurde vor einiger Zeit eingestellt. Die Produktmanagerin sagte auf Nachfrage, die Verkaufszahlen seien zu gering gewesen, der Kunde wolle sowas eher nicht haben. Ich kann mir das kaum vorstellen, da Outdoor und Landschaft doch ziemlich im Trend sind derzeit. Jedenfalls bietet Lowepro für die Zielgruppe den neuen Flipside Trek an. Schaut nicht schlecht aus, hat aber keinen richtigen Netzrücken.
Eine Halle weiter ist mir noch ein chinesischer Stand aufgefallen, das Markenlogo scheint mir eine ziemlich dreiste Kopie von Lowepro zu sein. Ich denke damit kommt man nicht weit. Es gibt andere chinesische Firmen, die lieber vernünftige Produkte herstellen statt bekannte Marken nachzuahmen.
Dann führte mich mein Weg zu Fujifilm, die auf der Photokina einige Neuheiten zu bieten hatten, allen voran die GFX 50S Kamera. Sie gründet ein neues System von Mirrorless-Mittelformat-Kameras mit G-Bajonett. Die Kamera selbst ist für eine Mittelformat-Kamera relativ handlich geworden, sie ist ungefähr so groß wie eine normale Kleinbild-Kamera. Die Bedienelemente sind ähnlich wie bei der X-Serie angeordnet, also auch recht gelungen. Eine Besonderheit ist der elektronische Sucher, der sich auch abnehmen oder per Adapter drehen lässt. Damit kann man dann nicht nur von hinten sondern auch von oben reinschauen, sodass sich das ähnlich nutzen lässt wie bei einer Mittelformat-Kamera mit Lichtschacht-Sucher.
Fujifilm ist ziemlich gut darin Objektive zu fertigen und sie haben ja aus der Vergangenheit auch durchaus Erfahrungen mit Mittelformat. Das neue G-System wurde erstmal mit 6 Objektiven vorgestellt, die in der nächsten Zeit erscheinen sollen. Die Objektive erscheinen mir alle recht gelungen, aber man muss sich auch bewusst sein, dass sie selbstverständlich nicht so kompakt sind wie beim X-System.
Das X-System von Fujifilm bietet seit einiger Zeit eine tolle Auswahl an Objektiven und mit der X-T2 Kamera ist nun auch eine neue Spitzenkamera dazu gekommen. Kurz gesagt, ich halte die X-T2 für sehr gelungen und derzeit die beste APS-C-Kamera, die man kaufen kann. Wenn ich durch den elektronsichen Sucher der X-T2 schaue, dann vermisse ich definitiv nicht mehr eine Spiegelmechnanik oder einen optischen Sucher.
Selbst habe ich keine Fujifilm X-T2 sondern eine Sony A7RII, die mir seit einem Jahr gute Dienste leistet. Neben Sony und Zeiss bieten immer mehr Hersteller inzwischen FE-Objektive für dieses System an. Zuletzt ist Tokina hinzugekommen und hat die neue Firin Serie mit einem 20mm f/2.0 gestartet. Das Objektiv ist zwar manuell, aber überträgt die Objektivdaten zur Kamera und erscheint mir recht gelungen, auch von den Abmessungen und dem Gewicht her.
Von Tokina können wir demnächst noch ein paar mehr Firin FE-Objektive erwarten, wie diese Roadmap zeigt. Übrigens findet ihr eine Gesamtübersicht aller erhältlichen und angekündigten FE-Objektive aller Marken in diesem Artikel, den ich ständig aktualisiere.
Man muss sagen, das Angebot an manuellen FE-Objektiven ist zurzeit größer als das an FE-Objektiven mit Autofokus. Umso mehr freut es mich, dass Samyang nun auch Objektive mit Autofokus bringt. Das 50/1.4 erscheint nun im Handel und demnächst folgt das 14/2.8. Am Stand von Samyang habe ich das Ultraweitwinkel-Objektiv an meiner Kamera ausprobiert. Das Frontelement ist zwar nicht klein, aber die Abmessungen sind kompakter als bei den DSLR-Versionen des 14/2.8. Hier macht sich das kurze Auflagemaß vom FE-Bajonett positiv bemerkbar. Das Objektiv ist an der Kamera gut ausbalanciert. Der Autofokus arbeitet an der Sony A7RII absolut schnell und zuverlässig. Die Naheinstellgrenze ist sehr gering. Ich konnte keine starken Verzeichnungen ausmachen, auch wenn ich gerade Kanten in den Außenbereichen des Bildes aufgenommen habe. Mir gefällt das Objektiv ziemlich gut.
Alle Welt redet derzeit über Action-Cams und 4K-Video. Ich muss sagen, dass mich Video gar nicht interessiert. Aber eine kleine Kamera mit einem Ultraweitwinkel-Objektiv, das finde ich schon spannend. Leider waren die bisherigen GoPro-Kameras aber nichts zum Fotografieren aufgrund mangelhafter Qualität. Das ändert sich mit der neuen Generation, genau gesagt mit der Hero 5 Black, denn die kann nun endlich auch Raw-Aufnahmen (die kleinere Hero 5 Session jedoch nicht). Der Experte am Stand erklärte mir auf Nachfrage, dass es neben JPG ein normales RAW-Format und noch WDR-RAWs (Wide Dynamik Range) geben soll. Ich habe da aber etwas Zweifel, ob WDR nicht eine JPG-Funktion ist. Der Experte schien sich bei fotografischen Themen nicht besonders gut auszukennen. Vielleicht war er auch einfach etwas überrascht, dass da jemand war, der sich nicht für die 4K-Videofunktion interessiert und nach Fotos fragte. Übrigens ist die Kamera bis 10m wasserdicht, ohne ein zusätzliches Gehäuse. Außerdem lässt sie sich auch fernsteuern, das geht auch mit Sprachbefehlen.
GoPro hat mit der Hero 5 Black auch gleich ein ganzes Paket vorgestellt, bei dem die Karma-Drone eine wichtige Rolle spielt. Das System ist modular aufgebaut d.h. die Hero-Kamera wird an der Drone befestigt und der Gimbal-Schwenkkopf kann auch separat mit einem Handgriff genutzt werden. Eine Fernbedienung und ein verhältnismäßig schlanker Rucksack, in den sich die Drone reinfalten und das andere Zubehör unterbringen lässt, rundet das Paket für ungefähr 1000 Euro ab. Zudem gibt es für die Videos noch einen Cloud-Service, der den Videoschnitt passend zum Takt der Musik erledigt.
Falls noch jemand eine Kompaktkamera sucht, der mag sich vielleicht die Panasonic Lumix LX15 anschauen. Wie auch die Sony RX100 basiert sie auf einem 1″-Sensor (sozusagen Achtelformat) und einem relativ lichtstarken Objektiv entsprechend 24-72mm. Allerdings hat die Kleine keinen Sucher.
Die Firma foolography bietet eine ganz pfiffige Lösung mit einem kleinen Bluetooth-Modul namens Unleashed. Es kann nicht nur GPS-Daten zu den Aufnahmen hinzufügen sondern bietet eine Fernsteuerung vom Mobilgerät, sozusagen kabelloses Tethering. Derzeit gibt es das Modul bei Kickstarter für Canon und Nikon, eine Version für Sony soll folgen.
Natürlich habe ich mich auch beim Thema Fotobücher umgeschaut. Bei Saal Digital gab es die gewohnten Produkte zu sehen. Cewe Color hatte einen beeindruckend großen Stand mit verschiedenen Fotoprodukten. Im Rahmen des Bloggerrundgangs auf der Messe kam ich dann mit dem Produktmanager für Fotobücher ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass Cewe nun endlich auch Fotobücher mit matten Einband anbieten kann und auch ein hochwertiges mattes Fotopapier im Angebot hat. Ich mag ein mattes Finish bei Fotobüchern sehr gerne, gerade auch für den Einband, und bisher war das bei Cewe nicht möglich.
Wer lieber Bücher zur Fotografie liest statt selbst Fotobücher zu erstellen, dem sei das neue Buch von Gerd Ludwig empfohlen, dass im dpunkt Verlag erschienen ist. Hier werden viele Beispielbilder gezeigt und jeweils kurz erläutert nach dem Motto “wenn der Blitz gut angewendet ist, dann sieht man dem Bild nicht direkt an, dass es geblitzt ist”.
Apropos Bilder, leider gibt es die Visual Gallery auf der Photokina schon länger nicht mehr und einige Fotoausstellungen auf der Messe werden in den Durchgangsbereichen verramscht, aber neben Leica hat auch Fujifilm an seinem Stand eine recht große Fläche genutzt um einige Serien zu zeigen und so das Interesse für die Fotografie wieder aufleben zu lassen. Da sollte man sich ruhig etwas Zeit für nehmen.
Soweit der erste Teil von meinem Besuch der Kölner Messehallen. Übrigens habe ich bei meinen Rundgang auch Sigma und Tamron besucht, allerdings habe ich dort keine neue Produkte gefunden, die für mich interessant waren. Insgesamt habe ich auf der Photokina keine revolutionären Neuerungen gesehen, aber einige interessante Weiterentwicklungen und ein paar spannende Produkte. Mehr dazu gibt es im zweiten Teil.
In der Zwischenzeit könnt ihr natürlich den diversen Neuigkeiten zur Messe folgen z.B. bei Photoscala oder auch bei den Livestreams von FotoTV oder Adobe reinschauen. Viel Spaß!
21.09.2016
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Martin, wo sind denn die Fotos der Messehostessen ?
Hab ich doch glatt vergessen zu fotografieren…