Auf der Photopia 2023

Vor zwei Wochen fand in Hamburg die Photopia statt und diesmal war ich dabei. Hier sind meine Eindrücke und Gedanken zu der Fotomesse im Norden.

Zugegeben, ich traue noch der Photokina nach. Jahrzehnte lang gab es in Köln die Weltleitmesse der Fotografie. Wenn die Photokina all zwei Jahre stattfand, dann war es ein großes Happening. Bis ein Manager meinte das Konzept ändern zu müssen, eine ungünstige Marktentwicklung hinzu kam und letztendlich die Messe komplett verschwunden ist. Was für ein Verlust.

In der Zwischenzeit ist im Norden an der Elbe mit der Photopia eine neue Fotomesse herangewachsen. Sie hat nun zum dritten Mal stattgefunden und diesmal bin ich hingefahren und habe mir das Ganze mal angeschaut. Verteilt auf zwei Messehallen der Hamburger Messe und eine Freifläche daneben ist die Photopia 2023 an den Start gegangen.

Am Eingang wurde man quasi vom diesjährigen Schirmherr Albert Watson begrüßt. Er ist tatsächlich einer meiner Lieblingsfotografen, gerne erinnere ich mich an seine große Ausstellung 2008/2009 im NRW-Forum. Ihn persönlich habe ich in Hamburg um einen Tag verpasst. Er war am Donnerstag vor Ort und ich bin am Freitag auf der Photopia gewesen.

Die Fotomesse selbst war sehr schön angelegt. Die meisten Messestände wurden aus Schiffscontainern gebaut, was nun wirklich gut nach Hamburg passt. Viele Messestände hatten auch ihre eigene kleine oder große Bühne, sodass man überall einem Fotografen oder einer Künstlerin zuhören konnte. Insofern ist es einigermaßen passend, wenn sich die Photopia als Festival bezeichnet.

Natürlich waren alle großen Hersteller vertreten. Am Stand von Canon gab es nicht nur Hardware zum Anfassen oder Ausprobieren sondern auch eine Bühne. Hier erzählt ein Red-Bull-Fotograf, wie er eine bestimmte Aufnahme gemacht hat.

Es wäre keine Fotomesse, wenn es nicht Hardware zum Anfassen und Ausprobieren geben würde. Ein besonderer Reiz scheint dabei immer von den großen weißen Tele-Objektiven auszugehen. Natürlich gab es auch kleinere und preiswertere Kameras und Objektive, aber so wirklich spannend fand ich das nicht. Ich denke, da kann die Messe nichts dafür. Der Markt hat sich geändert und ich habe mich geändert. Vor 10 oder 15 Jahren gab es erhebliche Fortschritte bei der Digitalfotografie. Ein neues Kameramodell war in der Regel ein ganzes Stück besser als der Vorgänger. Heute ist das größtenteils ausentwickelt und die Fortschritte kaum noch vorhanden. Außerdem bin ich mit meiner Fotoausrüstung happy und schaue gar nicht wirklich nach neuer Ausrüstung. Das macht natürlich so einen Messebesuch weniger spannend. Wäre ich ein frischer Fotograf, der gerade durchstartet und sich eine Ausrüstung zusammenstellt, würde das wohl anders aussehen.

Aber die Photopia ist ja nicht nur eine Messe sondern auch ein Festival. Auf den beiden Hauptbühnen und den vielen kleinen Nebenbühnen gab es einige interessante Vorträge. Und was auch nicht fehlen durfte, waren natürlich Fotos selbst. An verschiedenen Stellen und Ständen gab es einige Bilderserien zu sehen.

Cewe war natürlich auch vertreten als großer (größter?) Anbieter von Prints und Fotobüchern. Und Hahnmühle als Anbieter von Fotopapieren wirkte etwas wie “der letzte Mohikaner” als analoger Vertreter gegen die digitale Übermacht.

Am Stand von Nya-Evo habe ich mir einen Fotorucksack angeschaut. Es handelt sich um eine belgische Firma, wobei wohl in China gefertigt wird. Der Fjord 36 hat mir recht gut gefallen. Ein stabiler Stoff, ein Alurahmen und verschiedene Einsätze für den Fotokram. Das Konzept ist doch sehr ähnlich wie bei den beliebten Fotorucksäcken von F-Stop, ich fühlte mich an meinen Lotus erinnert.

Am Stand von Vanguard fiel mein Blick auf die Fototaschen der Veo-City-Serie und sie kamen mir doch sehr ähnlich vor wie die recht erfolgreichen Everyday-Taschen von Peak Design. Nun ich schätze, wenn etwas erfolgreich ist, dann wird es auch nachgeahmt oder weiterentwickelt.

Insgesamt war die Stimmung auf der Messe entspannt und es herrschte kein großes Gedränge. An den anderen Messetagen, sprich am Wochenende, mag es voller gewesen sein.

In Hamburg darf der Udo nicht fehlen, hier steht er gegenüber dem Enjoy-your-Camera-Messestand. Über allem schwebt ein Bild von Albert Watson.

Auf der Main Stage gab es dann einen Vortrag einer Influencerin. Sie hat zwar 1M+ Follower auf Instagram, aber seht es mir nach, wenn ich mir den Namen nicht gemerkt habe. Ihr Vortrag war ganz interessant. Sie erzählte wie sie an ihre Fotoshootings herangeht, von der Planung über Location-Scouting bis zur Umsetzung. Nur dass sie immer sich selbst fotografiert und die Bilder auch nicht verkauft sondern halt bei Instagram hochlädt. Wie verdient sie denn dann Geld, fragte ich mich. Ihr Vortrag lieferte die Antwort, hauptsächlich durch Product Placements. Es mag der Unterschied zwischen einer Fotografin und einem Content Creator oder einer Influencerin sein, aber ich kann mich mit diesem Geschäftsmodell nicht anfreunden. Die Fotos dienen nur dazu Reichweite zu generieren und die Reichweite wird dann durch Werbung monetarisiert. Ist es so schwer heutzutage für Fotos bezahlt zu werden? Oder ist es so einfach heutzutage Social-Media-Reichweite zu monetarisieren?

In der gegenüberliegenden Halle auf der Container Stage war man schon einen Schritt weiter. Fotografierst du noch oder benutzt du schon AI? Der Vortrag drehte sich um die künstliche Bilderzeugung mit Midjourney und den kommerziellen Einsatz der so entstandenen Bilder. Schöne neue Welt. Ist AI-Prompt-Operator eigentlich schon ein neues Berufsbild?

Ansonsten wurden den Messe- bzw. Festival-Besuchern viele Möglichkeiten geboten sich mit kreativen Selfies in Szene zu setzen. Warum auch nicht, immerhin werden dabei echte Fotos gemacht.

“Same same but different” könnte mein Motto für die Photopia sein. Hier steht Ralph Man auf der Container Stage vor einem Briese-Focus-Blitz. Er wird ein Live-Shooting mit einem Fashion-Model machen und zwar mit einer MicroFourThirds-Kamera von OM-System (Olympus). Da musste ich doch etwas schmunzeln, denn das Gleiche habe ich schon vor 11 Jahren mit ihm gemacht. Manche Sachen ändern sich wohl nicht. Auch sonst gab es einige andere bekannte Gesichter auf der Messe zu sehen. An einer Ecke wäre ich fast mit Alexander Heinrichs zusammengestoßen.

Der Blende Fotowettbewerb ist irgendwie auch eine feste Institution. Im nächsten Jahr feiert er seinen 50. Geburtstag. Schön zu sehen, dass es den Fotowettbewerb weiterhin gibt.

Natürlich durfte auch eine Ecke für die Analog-Fotografie nicht fehlen. Ähnlich wie Schallplatten für einige Musikliebhaber ihren Charme haben, so mögen es doch einige Enthusiasten mit Film zu fotografieren und womöglich sogar selbst zu entwickeln.

Was ist mein Fazit zur Photopia? Wenn man dort hin geht mit der Erwartung eine riesige Photokina vorzufinden, dann wird man wohl etwas enttäuscht. Für alle anderen, die sich für das Thema Fotografieren interessieren, die sich informieren, austauschen, inspirieren lassen wollen, kann ich die Veranstaltung nur empfehlen. Der Festival-Charakter mit den ganzen Bühnen trägt auch zur positiven Atmosphäre bei. Mir hat der Trip nach Hamburg gut gefallen. Ich denke und hoffe, dass sich die Photopia in den nächsten Jahren gut weiterentwickelt.

08.10.2023

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5 comments

  • Volker Krause 08.10.2023   Reply →

    Lieber Martin,
    als jemand, der daheim bleiben musste, danke ich Dir für den bisher ausgebliebenen Bericht über die PHOTOPIA! Natürlich vermisse ich die Photokina, besonders als Kölner. Was ich sehe, auch im Film, ist die Veranstaltung, ich sage einmal im Stil der neuen Zeit, aufgemacht. Hip, bunt, viel Action und rasant. Das wäre schon mal nix für mich! Verbunden mit einem Besuch Hamburgs aber vielleicht doch einmal ein Versuch.
    Noch einmal, vielen Danke!

  • Chris 13.10.2023   Reply →

    Ich wundere mich, wie Du mit Deiner Ausrüstung zufrieden sein kannst, Kein VOllformat und kein wirklich berauschender AF z.B. wie bei Canon.

    • Martin 13.10.2023   Reply →

      Hallo Chris, es muss nicht immer Vollformat sein. Es gibt heutzutage viele Fotografen, die APS-C nutzen und die Qualität braucht sich wirklich nicht verstecken. Was den Autofokus angeht, kann ich deine Aussage nicht ganz nachvollziehen. Sony hat seit einigen Jahren einen Autofokus, der deutlich besser als bei Canon ist.

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