Ausprobiert: Tokina Firin 20mm vs. Zeiss Loxia 21mm

Auf dem Fotomarkt beim Horizonte Festival in Zingst hatte ich die Möglichkeit zwei interessante Objektive jeweils eine Zeit lang auszuprobieren. Das Tokina Firin 20mm f/2.0 und das Zeiss Loxia 21mm f/2.8 sind beides manuelle Festbrennweiten im Ultraweitwinkelbereich für das Sony FE-System. Welches der beiden Objektive ist besser?

Fotografen mit dem Sony FE-System haben es recht gut: inzwischen gibt es ein immer größeres Angebot an passenden Objektiven. Dabei handelt es sich nicht um angepasste Objektive, die eigentlich für das längere Auflagemaß von DSLR-Kameras konstruiert wurden. Sondern es geht hier um Objektive, die direkt für das kürzere Auflagemaß von Mirrorless-Kameras entwickelt wurden. Der Unterschied ist gerade im Weitwinkelbereich recht deutlich. Beide Objektive würde es mit entsprechender Brennweite sowie Lichtstärke sicher nicht mit diesen Abmessungen für DSLR-Kameras geben. Aber das ist ja gerade das Schöne bei Mirrorless-Kameras, dass man kompaktere Objektive verwenden kann.

Die Fakten

TOKINA FIRIN FE 20mm F/2.0

  • Brennweite: 20mm
  • Lichtstärke: f/2.0
  • Naheinstellgrenze: 28cm
  • Filtergewinde: 62mm
  • Länge: 81mm
  • Gewicht: 490g
  • Preis: 899€

ZEISS LOXIA FE 21mm F/2.8

  • Brennweite: 21mm
  • Lichtstärke: f/2.8
  • Naheinstellgrenze: 25cm
  • Filtergewinde: 52mm
  • Länge: 72mm
  • Gewicht: 394g
  • Preis: 1499€

Tokina Firin 20/2.0

Zuerst habe ich das Tokina Firin FE 20/2.0 ausprobiert. Das Objektiv liegt gut in der Hand. Es ist von Größe und Gewicht ähnlich wie mein Zeiss 16-35/4 und geht gerade noch als handlich durch. Etwas ungewöhnlich ist, dass der Blendenring hier vorne liegt. Eigentlich bin ich es eher gewohnt, dass sich der Blendenring hinten am Objektiv, also nah an der Kamera befindet. Andererseits ist es auch nicht so ungewöhnlich, beispielsweise hat mein Voigtländer 35/1.2 auch den Blendenring vorne am Objektiv. Der Blendenring hat Klickstopps, wobei sich diese deaktivieren lassen. Dazu gibt es an der Unterseite einen kleinen Knopf. Diese De-Click-Funktion ist aber nur für Videofilmer interessant; ich als Fotograf finde sie uninteressant, wenn nicht sogar störend. Alles ist sauber beschriftet und die Haptik ist angenehm.

Die Gegenlichtblende ist etwas komisch, weil sie rechteckig ist. Das macht sie deutlich sperriger als eine normale runde Gegenlichtblende. Allerdings tendiere ich sowieso dazu (zumindest im Ultraweitwinkelbereich) keine Gegenlichtblende zu nutzen, also habe ich die einfach weggelassen. Viel wichtiger ist, dass es eine elektronische Verbindung zwischen Objektiv und Kamera gibt. Blende und Brennweite werden also korrekt zur Kamera übermittelt. Das ist zum Beispiel wichtig, damit der Sensorstabilisator richtig arbeiten kann. Es bringt aber noch einen weiteren Vorteil: die Entfernungsskala wird digital im Sucher angezeigt. Das fand ich beim manuellen Fokussieren sehr praktisch.

Mit der Bildqualität bin ich absolut zufrieden. Das Auflösungsvermögen ist gut, die Kontraste sind klar und die Verzerrungen gering. Mir sind keine CAs aufgefallen und auch kein besonders unruhiges Bokeh. Ja, es gibt Bokeh bei einem Ultraweitwinkel. Danke Blende 2.0 und einer kurzen Naheinstellgrenze lassen sich hier schöne Freistellungseffekte erzielen. Hier sind ein paar Beispielbilder, die ich mit dem Objektiv an meiner Sony A7RII aufgenommen habe.

Zeiss Loxia 21/2.8

Anschließend habe ich das Zeiss Loxia FE 21/2.8 ausprobiert. Das Objektiv ist wirklich klein und leicht. So macht das Spaß mit der Kamera-Objektiv-Kombination unterwegs zu sein. Die Verarbeitungsqualität ist sehr hoch und alles ist aus Metall. Außerdem gibt es noch eine Dichtung, die verhindert, dass Wettereinflüsse zwischen Kamera und Objektiv eindringen. Auch beim Zeiss Loxia hat der Blendenring Klickstopps und verfügt über eine De-Click-Funktion, die sich mit einer Schraube an der Unterseite ein- und ausschalten lässt. Die Gegenlichtblende ist aus Metall fertigt und nicht besonders sperrig, aber macht das kleine Objektiv ein ganzes Stück länger.

Auch hier gibt es eine elektronische Verbindung zwischen Objektiv und Kamera; Blende und Brennweite werden übermittelt. Was mich aber gewundert hat, es wird keine digitale Entfernungsskala im Sucher angezeigt. Das habe ich vermisst. Ich musste immer das Auge vom Sucher nehmen und auf den Blendenring schauen, wenn ich wissen wollte, wo ich mich gerade auf der Entfernungsskala befinde. Auf Nachfrage erklärte mir der Zeiss-Mitarbeiter, man habe das absichtlich deaktiviert, weil die digitale Entfernungsskala manchmal ungenau sei. Das mit der Ungenauigkeit ist zwar richtig, aber ich finde die Entscheidung dennoch nicht gut. Die Nachteile überwiegen die Vorteile. Ich finde es schon fast etwa arrogant von Zeiss sich über eine von Sony angebotene Standardfunktion hinwegzusetzen und diese absichtlich für ihr Objektiv zu deaktivieren. Ich kann mir gut vorstellen, wie ich bei einer Landschaftsaufnahme in der Dämmerung mich ärgere, weil mir die Information auf dem Display fehlt und ich mit Taschenlampe am Objektiv nachschauen muss.

Die Bildqualität scheint exzellent zu sein. Die Detailauflösung ist sehr hoch und die Kontraste werden kräftig und differenziert wiedergegeben. Die Abbildung ist sehr neutral ohne sichtbare Verzeichnungen, CAs oder andere Bildfehler. Positiv aufgefallen sind mir die sehr schönen Blendensterne, die schon bei mittleren Blenden stark ausgeprägt sind (das Beispielbild mit der Sonne ist mit f/5.6 aufgenommen). Hier sind ein paar Bilder, die ich mit dem Objektiv an meiner Sony A7RII aufgenommen habe.

Alternativen

Gerade im (Ultra-)Weitwinkelbereich gibt es inzwischen eine ziemlich große Auswahl an FE-Objektiven. Das geht über Zoomobjektive mit AF wie dem Zeiss 16-35/4 (mein Allround-Liebling) und dem ultraweiten Sony 12-24/4 (neu und sehr interessant) über AF-Festbrennweiten wie dem Zeiss Batis 18/2.8 (sehr gut aber etwas sperrig) und dem Samyang 14/2.8 (von dem ich nicht so ganz überzeugt bin) bis hin zu MF-Festbrennweiten wie Voigtländer 10/5.6 (ist mir schon zu weit) und Venus Laowa 15/2.0 (kompakt, weit, lichtstark). Eine komplette Übersicht aller FE-Objektive gibt es in diesem Artikel. Hier geht es aber um die beiden MF-Festbrennweiten mit 20mm/21mm. Ich finde diesen Brennweitenbereich für einige Anwendungen ziemlich optimal und die beiden hier genannten Linsen von Tokina und Zeiss sind sicher interessant.

Fazit

Welches der beiden Objektive ist nun besser? Was ist meine Empfehlung? Grundsätzlich finde ich beide Linsen interessant. Das Zeiss Loxia bietet hervorragende Bildqualität in einem sehr kleinen Objektiv. Dabei hat es eine tolle Verarbeitungsqualität und macht klasse Blendensterne. Die Lichtstärke von f/2.8 ist in Ordnung, aber auch nicht der Kracher. Der Preis ist schon eher ein Kracher und liegt im Zeiss-typisch gehobenen Bereich. Wem die Lichtstärke reicht und wer Wert auf ultimative Bildqualität oder auf ein sehr kleines Objektiv legt, für den ist das Zeiss Loxia genau richtig. Das Tokina Firin hingegen ist nicht ganz so klein, aber geht noch so als leicht und handlich durch. Es bietet dabei eine Lichtstärke von f/2.0. Wer auch im Ultraweitwinkel noch Freistellung sucht oder wer Sterne fotografiert, der wird sicher wegen der Lichtstärke zu diesem Objektiv greifen. Auch wenn die Verarbeitungs- und auch Abbildungsqualität nicht ganz so hoch ist wie beim Zeiss und auch eine mechanische Abdichtung fehlt, so ist es meiner Meinung nach die vernünftigere Entscheidung. Denn vom Preis-/Leistungsverhältnis ist es ein klarer Fall, weil das Tokina Firin quasi für den halben Preis doppelt so viel Licht auf den Sensor lässt.

20.08.2017

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