Neues Jahr, neue Kamera: Canon 6D

Da sie nun also, die Canon EOS 6D. Nach 2 1/2 Jahren mit der Nikon D700 kehre ich wieder zu Canon zurück. Es war eine schöne Zeit mit Nikon und die D700 war eine tolle Kamera, aber insgesamt fühle ich mich bei Canon wohler. Mit der neuen 6D macht das Fotografieren noch etwas mehr Spaß.

Systemwechsel

Eigentlich habe ich immer mit Canon fotografiert. Von der EOS 400D bis zur 1Ds Mk III hatte ich verschiedene DSLRs, aber dann bin ich zur Nikon D700 gewechselt. Es schien die Kamera zu sein, die Canon nie bauen würde. Ein toller Autofokus, ein fortschrittliches Blitzsystem und dann noch eine enorme Dynamik in den Raw-Dateien. Aber was für eine Umstellung, die Bedienung war komplett anders. Dazu mussten noch alle Objektive umgestellt werden. Nach einiger Zeit hatte ich mich einigermaßen dran gewöhnt. Irgendwann wurde es dann Zeit für einen Nachfolger der D700. Das war aber schwierig, denn die Auflösung der D800 fand ich zu hoch und mit der Bedienung der D600 konnte ich mich nicht anfreunden. Als Canon dann die 6D vorstellte, war ich begeistert. Und so machte ich den Schritt zurück zu Canon und damit abermals einen Systemwechsel. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich mir den Wechsel zu Nikon auch sparen können… aber das Gras ist ja immer grüner auf der anderen Seite 🙂

Canon EOS 6D

Vielleicht muss man sich als Fotograf auch erstmal darüber bewusst werden, welche Funktionen man braucht und welche nicht. Ein Sportfotograf wird von der 6D sicher wenig begeistert sein. Mein fotografischer Schwerpunkt ist es Menschen und auf Reisen zu fotografieren, da passt die 6D sehr gut. Die Kamera ist relativ klein und leicht, im Vergleich zur D700 ist sie ein ganzes Stück handlicher. Dennoch liegt sie gut in der Hand. Die Auflösung des Kleinbildsensors ist mit 20 Megapixel sehr ordentlich und die Fähigkeiten im HighISO-Bereich beeindruckend (Standard bis 25k, erweitert bis 100k ISO). Die 6D macht 4,5 Bilder pro Sekunde und schreibt auf SD-Karten. Ich spare es mir hier weitere technische Daten aufzuzählen, die kann man im Datenblatt in allen Einzelheiten nachlesen.

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Autofokus

Wie bei der Canon 5D und 5D Mk II gibt es nur einen Kreuzsensor in der Mitte. Kreuzsensoren auf den äußeren Feldern bleiben der 5D Mk III und den 1D Modellen vorbehalten (APS-C Kameras lasse ich mal außen vor). Wenn man aber sowieso meistens mit dem mittleren Feld fokussiert und ggf. verschwenkt, stört es wenig. Auch der Wegfall des kleinen Joysticks an der Rückseite zum direkten Wechsel der AF-Felder ist dann kein großer Verlust. Das mittlere AF-Feld hat Canon dafür bei der 6D richtig leistungsstark gemacht, es funktioniert bis runter zu einer Helligkeit von -3 EV. (Der AF der D700 geht bis -1 EV.) Ich komme mit dem Autofokus der 6D gut zurecht, er trifft auch in dunklen Umgebungen zuverlässig.

Bedienung

Um es ganz klar zu sagen: die Bedienung der 6D finde ich sehr gelungen. Am besten gefällt mir, dass die Knöpfe am Schulterdisplay wie AF, Drive, etc. nicht mehr doppelt belegt sind sondern nur noch jeweils eine Funktion haben. Auch sonst gibt es keine Rätsel bei der Bedienung und die Anzahl der Tasten ist überschaubar. Das Menü ist umfangreich, aber klar gegliedert und ich finde mich da gut zurecht. Praktisch ist auch das Schnellmenü mit der Q-Taste, ebenso wie die Möglichkeit die Bildwiedergabe mit dem rechten Daumen aufrufen zu können und nicht die linke Hand dazu nehmen zu müssen. Das Display hat mit 720×480 Pixeln einen gute Darstellung. Die Lupentaste kann man übrigens so einstellen, dass direkt die 100% Ansicht angezeigt wird, falls man die Schärfe kontrollieren möchte.

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Einschränkungen

Die EOS 6D ist nicht das Topmodell 1D X und so gibt es Einschränkungen. Es gibt keine Blitzsynchronbuchse und keinen Kopfhörerausgang. Gut, brauche ich beides nicht. Die kürzeste Belichtungszeit beträgt nur 1/4000s. Allerdings ist das auch nichts anderes als das, was ich von der D700 mit 1/8000s und einer Blendenstufe höheren Grund-ISO-Wert kenne. Außerdem beträgt die Blitzsynchronzeit nur 1/180s. Nun, das ist nicht so schön. Im Studio ist es egal, aber wenn man draußen mit Blitzen hantiert, kämpft man praktisch immer gegen das Umgebungslicht an. Dann ist die Blitzsynchronzeit wichtig und die D700 konnte 1/250s. Bei der 6D muss ich nun 1/160s wählen (üblicherweise betreibt man die Kamera ja mit Drittelstufen und nicht mit halben Stufen). Um nun das gleiche Lichtverhältnis zu erreichen, stehe ich mit der 6D also eine 2/3 Blende schlechter da. Das ist so, also hätte ein 400Ws Blitz nur noch 266Ws.

Bildqualität

Hier gibt es keine Einschränkungen. Die 6D liefert die beste Bildqualität, die man zurzeit von Canon bekommen kann. Außerdem habe ich auch den Eindruck, dass Lightroom (Adobe Camera Raw) grundsätzlich mit Canon Raw-Dateien besser zurecht kommt als mit Nikon Raws. Die Detailschärfe der 6D Bilder ist hervorragend. Der Dynamikumfang ist etwas geringer als bei Nikon. Aber schon bei mittleren ISO-Werten und insbesondere bei hohen ISO-Werten lässt die 6D dann die Konkurrenz hinter sich. Wer sich für ISO-Testcharts interessiert, kann sich ja den ausführlichen Test hier anschauen.

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Sonstige Funktionen

Natürlich kann die Kamera auch Videos aufnehmen. Dazu gibt es diverse Einstellungsmöglichkeiten von Audiolevel bis Timecode. Für mich ist die Videofunktion wenig interessant. Ansonsten gibt es auch eine Vielzahl an Optionen für das Fotografieren in Automatikprogrammen und JPG, verschiedene Motivprogramme, einen HDR-Modus und eine Multishot-Noisereduction. Da ich nur in RAW fotografiere und keine Vollautomatik benutze, habe ich das nicht näher betrachtet. Man kann auch Bilder direkt in der Kamera zuschneiden und bearbeiten, falls man sie an ein anderes Gerät wie z.B. Drucker, Smartphone, Fernseher schicken möchte. Nett ist der Quiet-Modus, wo der Spiegelschlag etwas gedämpft wird und so das Auslösegeräusch ziemlich leise ist. Dabei sinkt die Serienbildrate auf 3 Bilder pro Sekunde. Übrigens ist es auch möglich die Mattscheibe zu tauschen; vielleicht werde ich mir mal eine EG-S zulegen.

GPS und WLAN

Canon hat der 6D zwei Funktionen mitgegeben, die es bisher nur in Form von Zusatzmodulen gab, die aber nicht in die Kamera eingebaut zu bekommen waren. Es handelt sich um GPS und WLAN. Diese beiden interessanten Funktionen werde ich in den nächsten Wochen in zwei separaten Blogeinträgen genauer betrachten. Jetzt geht es erstmal weiter fotografieren!

30.12.2012

Neues Jahr, neue Kamera | GPS mit der 6D | WLAN mit der 6D | Ein Jahr mit der 6D | Zwei Jahre mit der 6D: GPS, WLAN

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11 comments

  • Wolfgang A. 13.01.2013   Reply →

    Toller Artikel, aber auch ohne diesen hätte ich mich für die 6D entschieden. 😉

    Daß die 6D im Rauschverhalten etwas besser als die 600D abschneidet, liest man überall. Aber wieso steht die 600D bei DxOMark mit 94 Pt. auf den vorderen Plätzen, und die 6D mit nur 82 Pt. etwas weiter unten? Messen die mit anderen Maßstäben?

    Gruß
    Wolfgang

  • Roman K 16.01.2013   Reply →

    Hallo Martin,

    vielen Dank für Deinen Artikel. Bin schon gespannt auf weitere Erfahrungen.

    Überlege gerade (wie wohl viele “Fotografen”), ob ich für VF bei Nikon oder bei Canon einsteige.

    Deine alte D700 wäre da durchaus eine Option. Daher meine Frage: Hattest Du schon Gelegenheit, den AF der 6D in der Nachverfolgung zu testen? Mich würde interessieren, wie groß der Unterschied bei Sport/wenig Licht zur D700 ist…

    Evtl. kannst Du mir ja weiterhelfen 🙂

    Vielen Dank und schönen Gruß

    Roman

  • Martin 19.01.2013   Reply →

    Hallo Wolfgang,
    bei DxOMark hat die 600D 65 Punkte und die 6D 82 Punkte.
    Gruß, Martin

  • Martin 19.01.2013   Reply →

    Hallo Roman,
    wenn dein Schwerpunkt auf Nachführ-AF liegt, bist du mit der D700 besser dran als mit der 6D. Ich fotografiere kaum Sport und nutze den Nachführ-AF nur selten.
    Gruß, Martin

  • Roman 30.01.2013   Reply →

    Hallo Martin,

    vielen Dank für Deine Antwort/Einschätzung. Ich suche grundsätzlich schon eine gute Nachverfolgung für Fußball/Indoorsport. Werde die 6d dennoch zum Testen ausleihen, da mir das Handling und die Wifi-Möglichkeit sehr zusagen… Denke, dass der schnelle Zugriff auf die Fotos über Smartphone nicht nur Spielerei ist, sondern man es sehr schnell nicht mehr missen will.

    Also bitte noch mehr Berichte!!! Und vielen Dank für Deine Arbeit: Supi!

  • Marko 20.07.2013   Reply →

    Hi, wie ist denn das rauschverhalten zwischne der D700 und der 6D? Nimmt sich das was? Macht es sich wirklich bemerkbar, dass die D700 “nur” 12 MP hat oder bildet sie Details genauso gut ab?
    Vielen Dank im Voraus.

    Ciao Marko

  • Martin 20.07.2013   Reply →

    Hallo Marko,
    die D700 hat schon ein sehr gutes Rauschverhalten, aber die 6D ist noch einmal eine Klasse besser – und das auch noch mit mehr Details / höherer Auflösung dabei. Es sind ja auch einige Jahre der Entwicklung dazwischen.
    Gruß, Martin

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