Sony A7 II Kamera Review
Seit einem halben Jahr nutze ich die Sony A7 II als Kamera. Ich habe in vielen Situationen mit ihr fotografiert und die Bilder bearbeitet. Es ist also Zeit für ein Review um zu sehen wie sich die Kamera so im Alltag bewährt hat.
Die verschiedenen Sony FE-Kameras
Es ist gar nicht so einfach den Überblick zu behalten. Es gibt die “A7”-Kameras der ersten Generation, deren Gehäuse keinen ausgeprägten Handgriff haben und wo der Auslöser relativ weit innen positioniert ist. Dann gibt es die Kameras der zweiten Generation, wo der Handgriff mehr ausgeprägt ist und der Auslöser besser liegt. Sowohl die erste als auch die zweite Generation verwenden den relativ kleinen FW50 Akku. Mit der dritten Generation kam dann der größere FZ100 Akku und einige Bedienelemente wurden verbessert. Von jeder Generation gibt es jeweils drei Modelle: die A7 ohne Zusatzbuchstaben (Normal), die A7R (Resolution) und die A7S (Sensitivity). Alle drei Generationen der normalen A7 haben eine Auflösung von 24 Megapixel. Die A7R hat in der ersten Generation 36 Megapixel, die A7R II und A7R III verfügen über 42 Megapixel. Die A7S und A7S II haben nur 12 Megapixel. (Eine A7S III ist bisher noch nicht erschienen.) Schließlich gibt es dann noch die A9; sie hat das Gehäuse der dritten Generation, kommt mit 24 Megapixel und zeichnet sich durch ihre schnelle Verarbeitungsgeschwindigkeit aus (20fps).
Warum denn die A7 II?
Weil sie vom Preis-Leistungsverhältnis sehr interessant ist. Die neue und wunderbare A7 III kostet 2300 Euro, die A7R III sogar 3500 Euro. Die A7R II gibt es inzwischen für 2500 Euro. Aber die A7 II bekommt man aktuell schon ab 1100 Euro (gebraucht ca. 850 Euro). Vom Datenblatt her sollte sie eigentlich alles bieten, was man so braucht. Ob das wirklich so ist, dazu mehr in diesem Artikel.
Hattest du nicht eine A7R II?
Ja, das ist richtig. Ich fand die A7R II total klasse, als sie im August 2015 erschien und habe sie direkt gekauft. Sie war der Grund für meinen Systemwechsel von Canon zu Sony, den ich nie bereut habe. Ich habe zwei Jahre mit der A7R II fotografiert. Mit der Zeit kam dann die Erkenntnis, dass ich die hohe Auflösung, den erweiterten Autofokus und die enorme HighISO-Fähigkeit nur selten brauche. Also habe ich vor einem halben Jahr das Downgrade von der A7R II gemacht. Seitdem fotografiere ich mit der A7 II.
Sony A7 II – Technische Daten
Die Sony A7 II kommt mit 24 Megapixeln; ich finde die Auflösung ganz angenehm und auch durchaus ausreichend. Der ISO-Bereich geht von ISO 50 bis 25.600; mehr brauche ich eigentlich nicht. Der Autofokus hat 117 Phasen-AF-Felder und arbeitet bis zu einer Empfindlichkeit von -1EV; das kann in Extremsituationen etwas mager sein (zum Vergleich A7R II 399 Felder bis -2EV, A7 III 693 Felder bis -3EV.) Der elektronische Sucher hat eine Auflösung von 2.359.296 Bildpunkten (klingt viel) also effektiv 1024×768 XGA-Auflösung (klingt wenig). Leider machen hier inzwischen alle Kameramarken den Rechentrick, dass sie die RGB-Subpixel dreifach zählen. Die Suchervergrößerung beträgt 0,71-fach (zum Vergleich A7R II und A7 III 0,78-fach). Die Blitzsynchronzeit beträgt 1/250s und der Verschluss geht bis 1/8000s. Die Kamera macht 5fps (zum Vergleich A7R II 5fps, A7 III 10fps). Die Abmessungen betragen 127 x 96 x 60 mm und die Kamera wiegt 556 Gramm.
Gehäuse, Bedienelemente, Akku
Gehäuse und Bedienelemente sind exakt genauso wie bei der A7R II, daher habe ich beim Umstieg überhaupt keinen Unterschied gemerkt. Ich mag das kompakte handliche Gehäuse und komme mit den Bedienelementen gut zurecht. Der Multicontroller ist etwas zierlich, aber geht in Ordnung. Das Einzige was stört, ist der etwas zu empfindliche Augensensor, der zu früh zwischen Display und Sucher umschaltet. Und dann ist da natürlich noch der Akku. Ich habe mich in den zwei Jahren mit der A7R II schon dran gewöhnt. Zum normalen Fotografieren reicht der Akku, aber wenn man etwas mehr fotografiert, dann kommt man damit nicht über den Tag. Ein zweiter Akku ist also zwingend notwendig. Da ich aber eh einen Ersatzakku habe und auch ein mobiles Ladegerät mit einer Powerbank, habe ich damit keinen Stress.
Bildqualität
Die Sony A7 II hatte ihr Premiere im November 2014, das ist schon ein paar Tage her. Für damalige Verhältnisse war der Sensor sehr gut, aber die Entwicklung ist natürlich in den letzten Jahren weiter gegangen. Die BSI (BackSideIlluminated) Technik gab es damals noch nicht. Der Dynamikumfang ist sehr gut, besser als bei Canon, ungefähr wie bei Nikon, kommt aber nicht ganz an den Dynamikumfang der ganz neuen Sony Kameras heran. Da dieses Thema immer wieder diskutiert wird, habe ich hier mal die Messwerte von DxoMark zusammengetragen.
Den vollen Dynamikumfang hat man natürlich bei ISO 100. Mit steigenden ISO-Werten lässt der Dynamikumfang nach, wie bei allen anderen Kameras auch. Bei ISO 1600 kann man noch ein Stück weit Tiefen aufhellen und Lichter zurückholen, aber bei ISO 12.800 ist das praktisch nicht mehr ohne erheblichen Qualitätsverlust möglich. Das Rauschverhalten ist in Ordnung, kommt aber nicht an die A7R II heran. Hier merkt man das Alter des Sensors. Die Bildqualität bis ISO 1600 ist sehr gut, darüber wird Luminanzrauschen sichtbar. Ich finde die Bilder bis ISO 6400 gut brauchbar. Die Detailschärfe ist gut, vergleichbar beispielsweise mit meiner alten Canon 6D. Die einzelnen Pixel erreichen aber nicht die Schärfe, wie sie von der A7R II ohne AA-Filter geliefert wird. Die Farbwiedergabe ist gut, hier sind keine Auffälligkeiten feststellbar. Insgesamt ist die Bildqualität sehr solide.
Features
Die Sony A7 II ist eine Kamera für das FE-System. Es stehen also diverse native Objektive und noch viel mehr adaptierbare Objektive zur Verfügung. Im Sucher kann man sich Fokus Peaking, ein Histogramm oder eine Fokus Vergrößerung einblenden lassen. Das Display lässt sich nach oben und unten klappen. Es gibt diverse Autofokus-Modi und viele Autofokus-Felder, sowie das für Portraits sehr praktische Eye-AF. Es werden 5 Bilder pro Sekunde auf eine SD-Karte geschrieben. Es gibt WLAN. Das sind einige tolle und praktische Features. Kommen wir nun dazu, was die Sony A7 II nicht hat. Sie hat keinen zweiten Speicherkartenslot. Ich persönlich brauche den auch nicht, aber so mancher fragt danach. Sie hat auch keinen Joystickbutton um das AF-Feld direkt anzuwählen, statt dessen muss man zuerst eine (frei belegbare) Funktionstaste drücken und kann dann mit dem Multicontroller das AF-Feld ändern. Das Display hat keine Touch-Funktion. Es gibt kein GPS-Modul und ein Blitz ist auch nicht eingebaut.
Video
Ja, die Kamera nimmt natürlich auch Videos auf. Allerdings nutze ich diese Funktion nicht. Ich kann nur soviel sagen: die A7 II macht Full-HD, während die A7R II und A7 III in 4K aufnehmen können. Ansonsten kann ich nicht viel dazu sagen, weil ich es noch nie benutzt habe.
Fazit
Was haben wir in den letzten Jahren für eine Entwicklung bei der Bildqualität erlebt. Erinnert sich noch jemand an die Kampagne “6 Megapixel sind genug”? Dann gab es Canon 5D und Nikon D700 mit 12 Megapixel, wo viele fanden, dass nun die Qualität von analogen Film erreicht war. Meine Canon 6D hatte 20 Megapixel und ich hatte eigentlich nie das Gefühl zu wenig Auflösung zu haben. Als dann die Sony A7R II mit ihren 42 Megapixel am Start war, gab es Auflösung im Überfluss. Crop-Reserven ohne Ende aber auch eine langsamere Bildbearbeitung am Rechner. Um auf den Punkt zu kommen: ich finde 24 Megapixel reichen völlig aus, zudem passen auch deutlich mehr Bilder auf eine Speicherkarte.
Mit der Sony A7 II bekommt man eine moderne Fullframe-Mirrorless-Kamera für ungefähr tausend Euro. Das ist für mich das entscheidende Argument. Wer die allerneuste Technik haben will, der kauft sich für gut 2000 Euro die A7 III. Keine Frage, die A7 III ist eine fantastische Kamera, aber kostet eben auch das Doppelte. Wer Hochzeiten fotografiert, wird sie haben wollen wegen dem zweiten Speicherkartenslot. Wer Konzerte fotografiert, wird sie haben wollen wegen der besseren HighISO-Leistung. Wer Sport fotografiert, wird sie haben wollen wegen der höheren Serienbildrate und der Direktwahl der AF-Felder. Aber zum normalen Fotografieren braucht man das alles nicht und die A7 II liefert eine solide Performance und ist eine handliche Kamera mit guter Bildqualität. Zum Fotografieren von Landschaft / Architektur / Reise / Street / Portrait ist die Kamera bestens geeignet. Wer nicht die allerneuste Kamera haben muss, findet hier ein Preis-Leistungs-Schnäppchen.
29.04.2018
—
Hallo,
Danke für deinen Bericht. Vor circa einem Jahr stand ich vor der Entscheidung zwischen der Aii und da A7Rii. Ich habe mich damals für die A7II entschieden, weil mich der Speicherbedarf der 42 Megapixel abgeschreckt hat. Ich bin bis heute mit meiner A7II sehr zufrieden.
Zwei Anmerkungen habe ich noch zu deinem Bericht:.
1. die A72 hat Eye-AF, dies aber nur im Single Shot Modus und nicht im Continuous Modus.
2. Hat die A7II wirklich einen geräuschlosen Modus? Wie aktiviere ich diesen? Bisher dachte ich immer, dass nur die A7RII diesen Modus hat.
Viele Grüße
Chris
Hallo Chris, danke für deine Kommentar. Du hast mit beiden Punkten recht. Da hatte ich wohl etwas durcheinander geworfen. Ich habe es nun auch im Text korrigiert. Die A7 II hat zwar den elektronischen First Curtain Shutter, kann aber leider nicht geräuschlos auslösen. Viele Grüße, Martin
Hallo Martin,
mein Kompliment für Deinen bodenständigen und erfrischend vernünftigen Bericht.
Auch ich lecke mir innerlich die Finger nach der A7III.
Aber: Konzerte und Hochzeiten habe ich mit meiner ollen A7 auch irgendwie hingekriegt. AF vermisse ich nicht, da ich´s eh nur manuell kenne.
Alle auf meiner Webseite gezeigten Bilder gehen auch im Print locker bis A3 o. A2.
Wer nicht hauptberuflich darauf angewiesen ist sein Geld mit einer Kamera zu verdienen benötigt in den meisten Fällen gar nicht sooooo viel von den Fähigkeiten der neuesten Kameras.
Die A7II ist da vom Preis-Leistungs-Verhältnis wirklich was ganz Feines!
Aber auf der anderen Seite muß ich ehrlich gestehen, daß ich schon auch gerne mal lautlos, im Regen, bei Nacht aus der Hand fotografieren möchte ohne das die Catchlights im Auge meines Models ausreissen… 😀 😀 😀
Scherz beiseite. Wenn ich könnte würde ich sofort, geht aber nicht, also ist die Mark II so wie von Dir dargestellt eine GUTE Alternative.
Liebe Grüße, Oliver
Ich stehe momentan genau vor diesem Entscheidungsprozess. Ursprünglich hatte ich die a77ii angedacht, die würde halt ins vorhandene System passen. Nach gründlicher Überlegung mit Einbeziehung meiner Motive bin ich dann zu der Entscheidung gekommen, dass die a7ii meine Bedürfnisse am besten befriedigt, da ich mittelfristig sowieso wieder auf KB gegangen wäre. Beim Foto-Dealer meines Vertrauens wurde mir dann auch die a7iii in die Hand gedrückt. Ein geilesTeil, ganz ohne Frage, meine Entscheidung wankte. Ich hatte meinen ganzen Okjektivpark dabei und die Objektive, die ich weiter nutzen wollte mit dem Ea-la3 ausprobiert. Mit beiden Geräten. Statt mit einer 7ii ging ich mit Zweifeln heim.
Wer die gängigen Foren besucht, dem wird unmissverständlich suggeriert, dass beim Erscheinen eines neuen Modells die alte Garde zum Edelschrott mutiert. Ich habe lange überlegt und mir dann wirklich mal aufgeschrieben, was ich mit der Kamera mache. Letztlich bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass die a7iii sicherlich einige Vorteile hat. Für mich und meine Fotografie aber keine, die den Aufpreis von 1000€ auch nur annähernd rechtfertigen würden. Ich bleibe also bei der Entscheidung zur a7ii und investiere den Preisunterschied lieber ggfs. in Glas.
Dein Erfahrungsbericht bestätigt mir, dass ich nicht falsch liege, dafür vielen Dank!