Sony NEX-5 mit Fujian 35/1.7
Spiegellose Systemkameras sind ja sehr beliebt zurzeit. Sony bietet mit dem NEX System ein interessantes Angebot. Inzwischen gibt es einige Kameras und Objektive dafür. Die Kameras haben alle einen APS-C Sensor und das NEX-eigene “E”-Bajonett mit 18mm Auflagemaß (E = Eighteen). Es gibt die Einstiegsmodelle der 3er Serie (NEX-3, NEX-C3, NEX-F3), die Mittelklassekameras der 5er Serie (NEX-5, NEX-5N) und schließlich als Highendversion die 7er Serie (NEX-7), diese verfügt auch über einen elektronischen Sucher. Ich habe mir letztes Jahr die NEX-5 zugelegt.
Die Sony NEX-5 ist die kleinste der NEXe und dank dem ausgeformten Griff ganz gut bedienbar. Sie hat ein klappbares Display, man kann die Kamera so benutzen als hätte sie einen Lichtschachtsucher. Der APS-C Sensor verfügt über 14 Megapixel und geht von ISO 200 bis 12.800. Die Bildqualität ist völlig in Ordnung und entspricht einer DSLR mit APS-C Sensor, nur eben in einem deutlich kleineren Gehäuse. Die Bedienung ist zwar etwas menülastig, da es nur zwei Funktionstasten und ein Einstell-(4-Wege-)Rad gibt, bietet aber alles Nötige. Meistens bin ich im Av-Modus und habe auf den beiden Buttons ISO und Belichtungskorrektur liegen. Mehr braucht man nicht. Die Kamera speichert auf SD(HC) Karten und der Akku hält einigermaßen lange. Einen Blitzschuh sucht man leider vergebens, aber es gibt einen kleinen Zubehöranschluss mit einer Plastikschraube. Hier lässt sich der mitgelieferte Blitz anschließen. Der ist wirklich winzig und hat sage und schreibe Leitzahl 7. Als Aufhellblitz für drinnen ist er aber durchaus zu gebrauchen. Ansonsten sei noch erwähnt, dass die Kamera nicht nur eine Gesichts- sondern auch eine Lächel-Erkennung hat. Nicht, dass man sowas zum Fotografieren bräuchte. Es ist aber ziemlich lustig, die Kamera mal so einzustellen, dass sie von selbst auslöst, wenn eine Person im Bild die Mundwinkel hochzieht 😀
Die NEX-5 habe ich mir im Set mit dem 16er Pancake zugelegt. Das Objektiv ist 22mm “dick” und wiegt 67 Gramm. Damit hat man wirklich eine handliche Kombi, die locker in die Jackentasche passt. Oder auch in die Hosentasche, aber dann sollte es schon eine Cargohose sein. Jedenfalls ist die Bauform des Pancakes ideal für die Kamera. Bei Blende 2.8 sollte man keine herausragende Schärfe in den Bildecken erwarten, aber ich bin mit der Bildqualität des Objektivs durchaus zufrieden. Etwas abgeblendet erhält man sehr gute Raw-Dateien. Die Verarbeitung des Pancakes mit dem Metallgehäuse ist super und der AF schnell und leise. Nur die Brennweite ist mit 16mm (entspricht 24mm an Kleinbild) halt schon ziemlich weitwinklig und ein ganzes Stück von der Normalbrennweite entfernt. Das ist auf die Dauer einfach zu weitwinklig und als einziges Objektiv nicht geeignet.
Auf der Suche nach einer einigermaßen lichtstarken Normalbrennweite bin ich dann auf eine günstige, aber manuelle Lösung gestoßen: das Fujian 35/1.7. In Deutschland bekommt man es unter 100 Euro mit dem Label SLR Magic. Schreckt man vor einem Kauf über Ebay Hongkong nicht zurück, kann man es auch für ca. 30 Euro erwerben, was inklusive Bajonettadapter und Versandkosten sicher ein Schnäppchen ist. Das Objektiv selbst ist recht simpel und eigentlich für das kleinere C-Bajonett ausgelegt. Es ist kaum größer als ein Überraschungsei 🙂 Zwar vignettiert es am größeren E-Bajonett kaum, aber es wird – zumindest bei Offenblende – nur in der Mitte scharf. Das ist ein ganz interessanter Effekt wie bei einem Lensbaby, siehe auch die beiden Beispielbilder. Als ernsthaftes und womöglich einziges Objektiv taugt es aber weniger und eigentlich möchte ich doch auf Dauer nicht auf den Autofokus verzichten.
Mit manuellen Linsen lässt sich an der NEX tatsächlich recht gut arbeiten. Auf der einen Seite hat man wegen dem geringen Auflagemaß den Vorteil so ziemlich alles bis hin zu Leica M Objektiven adaptieren zu können. Auf der anderen Seite wird das manuelle Scharfstellen kameraseitig ganz gut unterstützt, so gibt es eine automatische Zoomfunktion auf dem Display und eine Peakingfunktion, die die Schärfe im Bild farbig darstellt. So kann man auch ohne Sucher relativ gut von Hand fokussieren.
Aber wie sieht das Objektivangebot aus, wenn man nicht auf Autofokus verzichten möchte? Es gibt von Sony ein Kit-Zoom (18-55/3.5-5.6), ein Tele-Zoom (55-210/4.5-6.3) und ein Super-Zoom (18-200/3.5-6.3). An Festbrennweiten wird neben dem Pancake (16/2.8), ein Makro (30/3.5) und eine Portraitlinse (50/1.8) angeboten. Außerdem wurde unter dem Label Zeiss eine Festbrennweite (24/1.8) vorgestellt. Inzwischen gibt es auch von Sigma zwei Linsen (19/2.8 und 30/2.8).
Das beschreibt leider das große Dilemma des NEX Systems: es gibt keine weiteren Pancakes! Alle anderen von Sony angebotenen Objektive sind groß und sperrig und meist sogar lichtschwache Zooms 🙁 Das ist mir völlig unverständlich. Die Kameras finde ich ausgesprochen gut, aber es braucht eben passende Objektive dazu. Und Sony scheint hier weder willens noch in der Lage zu sein passende Objektive für ihre feinen kleinen Kameras anzubieten. Statt ein nettes kleines Pancake wie das Samsung NX 30/2.0 zu bauen, bringt Sony ein schrulliges 30/3.5 Makro, dass dicker ist als die Kamera selbst. Als Makro taugt es kaum, da die Brennweite zu kurz ist, und als Festbrennweite taugt es kaum, da es zu lichtschwach ist. Schließlich erbarmt man sich eine lichtstarke 24mm Festbrennweite anzubieten, bringt diese jedoch als Premiumprodukt wieder mit sehr sperrigen Abmessungen. Dass man mit ähnlicher Brennweite und Lichtstärke auch viel kleinere Objektive bauen kann, zeigt hier mal wieder der Wettbewerb, siehe Fuji X100.
Im Endeffekt habe ich mich nach einigen Monaten wieder von der NEX-5 getrennt. Zwar ist die Kamera toll, aber was bringt das ohne ein passendes Objektiv? Gäbe es ein Pancake wie das Samsung 30/2.0 oder das Fuji 23/2.0 für NEX, wäre die Entscheidung wohl anders ausgegangen. Bleibt als Fazit, dass Sony zwar mit dem NEX-System tolle Kameras anbietet, die ganze Geschichte aber mit einem völlig falsch ausgerichteten Objektivangebot zunichte macht. Schade eigentlich.
01.07.2012
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