Achim Dunker: Portrait Lighting

Neulich meldete sich Achim Dunker bei mir, ob ich mir sein Buch mal anschauen mag. Der Titel war sehr interessant, also sagte ich direkt ja. Das kompakte Buch “Portrait Lighting for Photo, TV and Cinema” will ein Standardwerk für die Lichtsetzung sein. Ich habe mir mal angeschaut, ob es diesem Anspruch gerecht wird.

Die erste Überraschung gab es, als ich das Buch in den Händen hielt. Es ist wirklich klein, nämlich im Format DIN A6, das ist für ein Buch doch etwas unüblich. Dennoch verkündet das Werk auf dem Titel 100 Settings für die Lichtsetzung zu bieten sowie 500 Bilder und das Ganze noch in 7 Sprachen. Auf dem Backcover findet sich dann der Text, das Buch sei ein “Illustrated Guide for Professionals”, der aufzeigt welche Licht-Setups man in der Fotografie nutzt, von einer Lichtquelle bis zu komplexen Setups mit 5 Lichtern. Das scheint mir ein recht sportlicher Anspruch für so ein Buch zu sein.

Nach den ersten Seiten wurde dann klar, dass das Buch nur sehr anstrengend zu lesen ist. Ich halte es nicht für eine gute Idee alles in 7 Sprachen zu schreiben. Ständig muss man suchen, wo man den Satz in deutsch oder englisch findet und blickt manchmal doch wieder auf russische oder chinesische Schriftzeichen. Schnell wird auch klar, dass das Buch keine längeren Texte hat, sondern in erster Linie als Bilderbuch dient um die verschiedenen Licht-Setups aufzuzeigen. Aber selbst dabei ist es schwer zu folgen, weil ja jede Bildunterschrift siebensprachig ist und der entsprechende Text so manchmal erst auf der nächsten Seite zu finden ist.

Aber nun zu den Bildern und den gezeigte Licht-Setups selbst. Ja, es werden viele verschiedene Varianten gezeigt. Aber das war es dann auch, der Leser wird damit allein gelassen. Schlimmer noch, es wird nicht unterschieden zwischen richtigen und falschen Licht-Setups. Es werden einfach alle möglichen Positionen für eine Lichtquelle aufgezeigt, ob sie Sinn geben oder nicht. Zum Beispiel beim Hochfrontallicht, im Buch als Charakterlicht, gezeigt mit Ausleuchtungsvarianten einer Leuchtstoffröhre. Da gibt es eine Position, wo die Lichtquelle die richtige Höhe hat um das Gesicht zu beleuchten. Wenn man aber die Lichtquelle zu hoch einstellt, dann bekommen die Augen kein Licht mehr und werden zu dunklen Höhlen, das Licht fällt nur noch auf Stirn und Wangen. Im Buch werden die Einstellungen nebeneinander als verschiedene Varianten gezeigt, dabei ist nur eine Einstellung davon richtig und bei den anderen handelt es sich nicht um Varianten sondern um schlecht eingestelltes, falsches, unbrauchbares Licht. So etwas hilft weder dem Einsteiger noch dem Profi weiter.

Außerdem bleibt dem Leser verborgen, welches Licht welchen Charakter vermitteln soll bzw. der Autor hat den Anspruch, dass der Leser es aus den Beispielbildern selbst erkennen soll. Genau das hätte ich aber von einem Buch zur Lichtsetzung erwartet, dass es mir mitgibt wie ich einen Beautyshot einer jungen Frau beleuchte, ein Charakterporträt eines alten Fischers, oder ein Gruselshot eines Bösewichts. Nur bei Letzerem setzt man ein Licht von unten, sonst niemals. Im Buch werden aber fröhlich diverse Lichtsetups gezeigt mit Licht von gerade unten, Licht von seitlich unten usw. Das ist nicht lehrreich sondern verleitet zu Fehlern.

Auch im weiteren Verlauf des Buches werden gute und schlechte, richtige und falsche Lichtsetups mehr oder weniger kommentarlos aufgezeigt. So findet sich auf Seite 32 das Rembrandtlicht (ohne es so zu nennen, obwohl auf dem Backcover angesprochen) mit dem Hauptlicht auf der kurzen Seite, wie man es auch machen sollte. Aber schon auf der nächsten Doppelseite wird das Ganze mit dem Licht auf der langen Seite gezeigt, ein schlechte, weil flache und langweilige Ausleuchtung, wie man es nicht machen sollte. Dem Leser wird dabei in keinster Weise vermittelt, welche Variante zu empfehlen ist und welche nicht.

Fazit

Insgesamt kann ich das Buch leider überhaupt nicht empfehlen, auch nicht zu einem günstigen Preis von 12 Euro. Denn statt zu erläutern und hilfreiche Informationen zu bieten, zeigt es nur alle möglichen Lichtpositionen, ob sinnvoll oder nicht und lässt den Leser damit völlig alleine. Wenn es die Top 10 Fehler bei der Lichtsetzung gäbe, sie wären alle im Buch enthalten. Der Einsteiger wird so zu falschen und schlechten Licht-Setups verleitet und für den Profi gibt es keinen Informationsgehalt. Einzig wenn jemand eine lose Sammlung von Licht-Beispielbildern im Hosentaschenformat sucht, der wird hier fündig. Zur Lichtwirkung und dem zielgerichteten Einsatz bei Porträts konnte ich in diesem Buch nichts erfahren – das aber in sieben Sprachen.

P.S. Das Buch hat bei Amazon 21 Rezensionen, davon 19 mit 5 Sternen, also mit der Bestnote. Die Rezensoren scheinen also meine Meinung nicht zu teilen. Dort wird das Buch als praktisches Nachschlagewerk hoch gelobt. Tut mir leid, ich kann das nicht nachvollziehen und sehe das anders. Ich finde das Buch weder professionell noch lehrreich.

11.12.2016

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One comment

  • bogdant 17.12.2016   Reply →

    I was curious about this book. Thanks for the review. 12 euros saved!

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