Photokina 2018 Rundgang Teil 1
Nach zwei Jahren ist es wieder soweit und die weltgrößte Fotomesse findet in Köln statt. Ich nehme dich mit zum Rundgang über die Photokina. Im ersten Teil geht es zu Canon, Nikon, Leica, Panasonic, Olympus und ich zeige dir einige Fotoausstellungen auf der Messe.
Zuerst habe ich den Marktführer besucht. Am größten Stand der Messe verspricht Canon nicht weniger als die Zukunft der Fotografie. Nachdem andere Anbieter schon seit Jahren Mirrorless-Kameras anbieten hat Canon nämlich nun auch ein ernstzunehmendes Mirrorless-System herausgebracht. Das ist großer Schritt für so ein Unternehmen, das im Prinzip auf den Bestand seiner über 100 Millionen verkauften EF-Objektive aufbaut. Mit dem RF-Mount soll es nun in die Zukunft gehen.
Alle Details zum neuen Canon RF-Mount Kamerasystem habe ich in diesem Artikel zusammengefasst:
Herzlich Willkommen, Canon RF!
Die erste Kamera dieser Art ist die EOS R und natürlich wollten viele Besucher diese Kamera sehen. Die Kamera liegt gut in der Hand, dazu trägt auch ein ausgeprägter Handgriff bei. Der Zeigefinger findet direkt den Auslöser wie bei allen Canon Kameras und auch sonst ist die Kamera klar als Canon EOS zu erkennen. Das kontraststarke Top-Display sieht auch gut aus, obwohl ich es eigentlich nicht brauche, denn ich bevorzuge das große Rückdisplay.
Canon wird ja immer vorgeworfen beim Bedienkonzept nichts Neues zu machen und bei der EOS R haben sie tatsächlich mal etwas Neues gewagt… und sind gescheitert. Ehrlich, ich finde die Bedienung der EOS R nicht gut. Mein größter Kritikpunkt ist das Fehlen des kleinen Joysticks um den AF-Punkt zu verschieben. Entweder muss man rechts außen einen kleinen Knopf drücken, den man schlecht erreichen kann, um die AF Punkte anzuwählen und kann dann mit dem fummeligen Multicontroller den AF-Punkt Stück für Stück verschieben. Oder man nutzt das Touchdisplay, was auch keine vernünftige Option ist, wenn man durch den Sucher schaut. Ich habe auch die Touchleiste intensiv ausprobiert und finde sie nicht gut. Sie bietet kein haptisches Feedback und man weiss nie so recht, ob sie aktiv ist und ob man den Befehl nun angewählt hat oder nicht. Selbst mit dem Mode-Rad hatte ich Probleme den Modus von M nach Av zu wechseln, weil man dazu das Display nutzen muss und zig Extra-Modi angezeigt werden. Insgesamt muss ich sagen, als Fotograf der viele Jahre mit Canon fotografiert hat, die Bedienung der EOS R ist nicht gut.
Kommen wir zu den Objektiven. Canon hat mit der EOS R auch ein RF 24-105/4.0 vorgestellt. Das finde ich klasse, denn das ist meiner Meinung nach das Standardobjektiv bei der Reisefotografie. Nun, das Objektiv hat halt die Abmessungen, die ein 24-105mm so hat. Canon kann die Physik nicht neu erfinden. Klein und kompakt ist das nicht, aber es geht gerade noch an der Kamera und sieht auch einigermaßen schick aus.
Außerdem gibt es ein neues 50er und zwar handelt es sich um das RF 50/1.2. Als ich noch mit Canon fotografiert habe, fragte ich mich immer wann mal ein Nachfolger kommen würde. Nun ist es also so weit. Aber es ist ein ganz schöner Trümmer geworden. Gefühlt ist das Objektiv doppelt so groß und schwer wie sein Vorgänger, das EF 50/1.2. Da mag es optisch noch so exzellent sein, das wäre mir einfach zu viel des Guten. Mal abgesehen vom doch recht heftigen Preis von 2500 Euro.
Überhaupt scheint es aktuell der Trend zu sein, Objektive auf höchste optische Leistung auszulegen. Wenn in technischen Tests mit 40 oder 50 Megapixel bei Offenblende fotografiert wird, dann sollen die Bildränder noch maximal scharf sein. Das hat mit der Realität beim Fotografieren nicht viel zu tun und es macht auch früher mal halbwegs kompakte Festbrennweiten zu dicken Klötzen mit viel Glas.
Canon hat ja auch noch ein anderes Mirrorless-System, das nicht für Kleinbildformat sondern für APS-C konstruiert ist: EOS-M. Das ist in der Tat ziemlich kompakt wie z.B. das gerade neu vorgestellte EF-M 32/1.4 zeigt. Das ist eine schöne handliche Standard-Festbrennweite und kostet “nur” 500 Euro. Schade nur, dass Canon RF und EF-M überhaupt nicht miteinander kompatibel sind. Warum hat man hier eigentlich zwei verschiedene Bajonettanschlüsse heraus gebracht, die zueinander inkompatibel sind? Es wirkt wie zwei schlecht gelaunte Brüder, die sich nicht wirklich mögen.
Neben der ganzen Technik stellt Canon an seinem Stand auch einige Fotoausstellungen aus.
Es gibt auch ein Auditorium, wo einige Canon Ambassadors ein paar Geschichten erzählen, Bilder zeigen und Tipps geben.
Das habe ich zum ersten Mal gesehen: Canon Merchandise für die harten Fans.
Auf der Photokina war auch Horizonte Zingst mit einem Messestand vertreten. Ich mag dieses Fotofestival im Nordosten Deutschlands sehr gerne. Hier habe ich einen ausführlichen Bericht über meinen Besuch dort geschrieben:
Rückblick Horizonte Zingst 2017
Horizonte Zingst zeigte natürlich einige Naturfotos und zwar richtig tolle Bilder.
Solche Wildlife Bilder begeistern mich immer wieder.
Schließlich ging ich weiter zum nächsten großen Fotoanbieter. Bei Nikon dreht sich in diesem Jahr alles um den Buchstaben Z. Nach sechs Jahrzehnten F-Mount hat Nikon das Z-Mount vorgestellt und damit auch den Wechsel vom DSLR-System zum Mirrorless-System vollzogen. Alle Details zu Nikon Z habe ich in diesem Artikel zusammengefasst:
Hier hatte ich die Gelegenheit die Nikon Z6 mal auszuprobieren. Sie liegt gut in der Hand und Nikon-Fotografen werden sich von der Haptik her direkt zuhause fühlen. Wie bei der Canon EOS R gibt es auch hier einen gut ausgeprägten Handgriff und auch ein kontraststarkes Top-Display, welches schön ist, aber ich nicht unbedingt gebraucht hätte. Im Gegensatz zu Canon hat Nikon auf Experimente bei der Bedienung verzichtet. Ich hatte kein Probleme mich zurecht zu finden und die gewünschten Funktionen anzuwählen. Der Multicontroller ist zwar etwas fummelig, das ist er aber bei anderen Nikon Kameras wie z.B. bei der D610 auch.
Der elektronische Sucher ist groß und klar. Das ist er bei der Canon EOS R auch, aber im direkten Vergleich muss ich sagen, dass das Bild im Sucher der Nikon Z6 etwas größer ist als bei der EOS R und auch bei meiner Sony A7II. Das Klappdisplay macht auch einen sehr stabilen Eindruck beim Ausklappen. Leider lässt es sich nur nach oben und unten klappen, wie auch bei meiner Sony, und nicht noch seitlich wie bei der Canon. Das 24-70/4 hat angenehm kompakte Abmessungen.
Insgesamt hat mir die Nikon Z6 beim Ausprobieren besser gefallen als die Canon EOS R… und das sage ich als Fotograf, der in der Vergangenheit hauptsächlich mit Canon fotografiert hat. Keine der beiden Kameras lassen aber Wechselgedanken bei mir aufkommen, denn ich bin mit meiner Sony Ausrüstung derzeit gut aufgestellt, finde ich.
Übrigens, es gibt auch noch DSLR-Kameras 🙂 Ich persönlich würde sie heute eigentlich kaum noch benutzen wollen, so sehr habe ich mich an Mirrorless-Annehmlichkeiten wie z.B. dem elektronischen Sucher gewöhnt, aber bei Wildlife mit langen Teles haben sie sicher noch ihre Existenzberechtigung. Dazu habe ich hier eine tolle Kombi gesehen: Nikon D850 mit dem neuen 500/5.6. So viel Brennweite in so einem relativ kleinen Objektiv. Eine praktische Idee mal ein Supertele mit einer Blende weniger Lichtstärke zu bringen und es so deutlich besser tragbar zu machen.
Wo wir gerade beim Thema Wildlife sind: am Nikon Stand gab es auch ein paar schöne Bilderserien zu sehen.
Weiter auf dem Messerundgang bin ich bei Leica gelandet. Vor zwei Jahren auf der Messe hatte ich hier die Nischenkamera Leica SL mal ausprobiert. Nun holt Leica dieses System aus der Nische und gründet mit Panasonic und Sigma die L-Mount Alliance. Wir haben hier neben Sony FE, Canon RF und Nikon Z nun ein viertes großes Mirrorless-Fotosystem im Kleinbildformat am Start. Das wird noch spannend werden.
Die L-Mount Alliance ist auch bei Panasonic am Stand das große Thema. Panasonic nennt das Ganze die Lumix S Serie und stellt gleich zwei Kameras dafür vor. Alles zum L-Mount System und den beiden neuen Lumix S Kameras habe ich in diesem Artikel zusammengefasst:
Die Lumix S1 konnte ich noch nicht ausprobieren. Die Kamera ist noch nicht ganz fertig und wurde nur hinter Glas gezeigt. Sie sieht ein klein wenig eckiger als ihre Konkurrenten aus, aber ist sicher auch gelungen. Panasonic verspricht, dass sie ziemlich robust sein soll und gut gegen Umwelteinflüsse abgedichtet ist.
Auch hier gibt es ein 24-105mm Objektiv und auch hier hat das Objektiv die übliche Größe.
Außerdem wurde das neue 50/1.4 gezeigt. Auch wenn ich mich wiederhole: warum müssen Objektive heute so groß sein? Für eine 50mm Festbrennweite finde ich das viel zu groß, aber bei anderen Anbietern sieht es ja zurzeit auch so aus.
Natürlich dürfen auch einige Fotos nicht fehlen. Schließlich sind wir auf einer Fotomesse und nicht auf einer Technikmesse, oder? Auf früheren Photokinas war ja die Halle 1 als Visual Gallery komplett den Fotoausstellungen vorbehalten.
In diesem Jahr hat Olympus die Halle 1 gemietet und dort einen ihren Playground aufgebaut. Am Eingang wollten sie mir noch eine Olympus Kamera zum Ausprobieren andrehen, aber das habe ich früher schonmal gemacht und hatte dazu keine Lust. Auf dem Playground angekommen, machte sich Enttäuschung breit. Was soll das? Ausprobieren schön und gut aber fällt das schon unter grober Unfug?
Hinten in der Ecke gab es dann etwas lieblos hingestellt noch ein paar Bilderserien zu sehen. Es waren einige schöne Fotos dabei, aber insgesamt fand ich es doch enttäuschend was Olympus hier mit der Halle 1 gemacht hat.
Auf der letzen Photokina hatte Leica immerhin einen Großteil der Halle 1 Bilderausstellungen gewidmet und diese stilvoll und angemessen präsentiert. Nun bei Olympus wirkte das eher als liebloses Nebenprodukt neben dem großen Spielplatz.
Zu den hochwertigen Fotoausstellungen gehören auch die Hasselblad Masters, die vor einigen Jahren noch angemessen in der Visual Gallery präsentiert wurden. Nun gab es sie nur auf der Rückseite des Hasselblad Stands zu sehen.
Ansonsten waren die meisten Bilderausstellungen in den Durchgangsbereichen zwischen den Messehallen zu finden.
Die United Nation mit einem sehr aktuellen Thema: People on the Move.
Cewe präsentiert einige sehenswerte Naturfotos.
Ich finde es macht einfach Spaß solche großartige Bilder zu betrachten.
Atlas of Humanity – das ist der Name der Ausstellung, die mir auf der Photokina am besten gefallen.
Eine tolle Portraitserie zum Thema Vielfalt und Menschlichkeit.
Das war der erste Teil meines Messerundgangs über die Photokina 2018. Ich hoffe es hat euch gefallen und ich konnte einige Infos und Eindrücke rüberbringen.
27.09.2018
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