Düsseldorf Photo Weekend 2018
Letzte Woche habe ich das Düsseldorf Photo Weekend besucht. Hier sind einige Eindrücke zu dem gespaltenen Fotofestival und mein Kommentar dazu.
Man sagt ja, dass es die alte Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf gibt. Köln hat die Photokina und sieht sich daher als Welthauptstadt der Fotografie. Ich finde aber den Umfang an Fotoausstellungen in Köln ziemlich bescheiden. Es gibt kein größeres Museum, was sich schwerpunktmäßig mit der Fotografie beschäftigt. In Düsseldorf hingegen steht das NRW-Forum, das ist ein größeres Museum mit dem Schwerpunkt Fotografie. Hier gab es in den letzten Jahren einige tolle Ausstellungen zu sehen z.B. die Albert Watson Retrospektive und viele andere. Zusätzlich gab es seit 2012 jedes Jahr das Düsseldorf Photo Weekend, ein schönes Fotofestival, was vom NRW-Forum und einigen Galerien gemeinsam veranstaltet wurde. Als das NRW-Forum dann zumachte, wurde das Fotofestival weiter durchgeführt. Die Galeristin Clara Maria Sels war hier federführend tätig. In den ersten Jahren habe ich gerne an dem geführten Rundgang durch die Galerien teilgenommen, der immer von dort organisiert wurde. Bisher war ich jedes Jahr beim Düsseldorf Photo Weekend und so wollte ich mir auch dieses Jahr einen Besuch nicht nehmen lassen.
Aber was war das? Nun gibt es zwei rivalisierende Festivals. Auf der einen Seite „Düsseldorf Photo“ und auf der anderen Seite “Photo Weekend”. Das ist ja wie die jüdäische Volkfront und die Volksfront von Judäa. Ich konnte in Erfahrung bringen, nachdem das NRW-Forum wieder geöffnet wurde mit städtischen Zuschüssen, dass der Bürgermeister den neuen Leiter des NRW-Forums auch als Festivalchef haben wollte. Verständlicherweise waren Clara Maria Sels und die anderen Galeristen ziemlich verärgert, denn ihre bisherige Arbeit wurde nicht berücksichtigt. Angeblich wurde sogar auf Herausgabe der Emailadressen vom Festival geklagt. Im Ergebnis gibt es nun zwei Festivals, was für die Besucher einfach ziemlicher Mist ist. Im Ausstellungsverzeichnis fehlt die Hälfte und man hat es noch schwerer als sonst einen Überblick über das Angebot zu bekommen.
Ich bin mit meiner Tour im NRW-Forum gestartet. Dort gab es eine größere Ausstellung von Louise Dahl-Wolfe zu sehen. Das ist eine Fashion-Fotografin, die in den 30er bis 60er Jahren aktiv war und unter anderem für Harpers Bazar gearbeitet hat. Die Ausstellung war gut und sicher auch fotohistorisch interessant, aber hat mich nicht vom Hocker gehauen.
In der anderen Hälfte des NRW-Forum gab es die Ausstellung “Pizza is god” zu sehen. Nunja, ich sag mal so. So eine gequirlten Mist habe ich lange nicht gesehen. Abgesehen davon, dass es totaler Schrott war – was hat sowas bei einem Photo Weekend zu suchen? Für den neuen Leiter des NRW-Forums und für „Düsseldorf Photo“ ein klarer Minuspunkt. Eine große Ausstellungsfläche im NRW-Forum wurde für Schrott verschwendet, statt dort gute Fotos zu zeigen, das ist schade.
Im Obergeschoss des NRW-Forum gab es dann wieder richtig gute Fotos zu sehen. Der Berufsverband Freie Fotografen zeigte hier einige tolle Bilderserien, leider auf ziemlich engen Raum. Ich finde dafür hätte es mehr Ausstellungsfläche geben sollen. Zumindest die anderen Hälfte vom Obergeschoss, die gar nicht genutzt wurde – oder am besten direkt der Bereich im Erdgeschoss mit der unsäglichen Pizza-Ausstellung. So hätte man Fotografie-interessierte Besucher viel besser angesprochen.
Nächste Station war das Galeriehaus in der Poststraße. Hier war das “richtige” Festival am Start. Bei Clara Maria Sels wurden wie immer gute Bilder gezeigt, diesmal aus Russland. Bei der TZR Galerie gab es eine Ausstellung von Andreas Bitesnich zu sehen, die mir sehr gut gefallen hat. Auffallend war noch, dass einige Galerien diesmal geschlossen hatten, die in den Vorjahren auch am Festival teilgenommen hatten. Anscheinend hatten sich nach den Kontroversen einige Galeristen ganz zurückgezogen.
Schließlich habe ich den Tag mit einigen Freunden bei koreanischen Streetfood ausklingen lassen. Was bleibt? Ein gespaltenes Fotofestival, mit Höhen und Tiefen, aber auch ein lustiger Tag in geselliger Runde. Ich bin gespannt, wie sich das Düsseldorf Photo Weekend weiter entwickelt und ob es im nächsten Jahr wieder die Kurve bekommt oder ganz zerfällt.
Düsseldorf Photo Weekend 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017
25.02.2018
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Danke für das Teilen Deiner Einschätzung. Ich suche bei Düsseldorf-Besuchen öfter mal nach inspirierenden Fotoausstellungen und bin enttäuscht. NRW-Forum ist manchmal o.k.. Nikons Leben 24/7 und Erik Kessels hat mir gefallen, aber für “Horst”, gerade die älteren Werke, hätte ich Anleitung gebraucht. Aber andere Orte? Habe so den Eindruck, Düsseldorf steht für die Paarbeziehungen “Kunst&Geld”, “Kunst&Alt” und “Kunst&Mode”. Habe die Suche nach alternativen Veranstaltungsorten fast aufgegeben. Irgendwie komisch. Hast Du Tipps für Ausstellungsorte mit “Fotografie(Kunst)&Kreativität”?