Das Wirrwarr mit den Filtern
Polfilter, Graufilter, UV-Filter, ND-Filter, Schutzfilter… und das auch noch in allen möglichen Stärken, Größen und Vergütungen – was für ein Wirrwarr! Ich will mal versuchen das aufzuklären und zu vermitteln, was in der Welt der Filter sinnvoll ist und was nicht.
1. Schutzfilter, UV-Filter, Skylightfilter
Waren zu analogen Zeiten recht beliebt und sind heute hauptsächlich eine Möglichkeit für Verkäufer in Fotoläden etwas Geld zu verdienen. Grundsätzlich ist zu sagen, eine Digitalkamera ist so konstruiert, dass sie sehr gut ohne einen zusätzlichen Filter zurechtkommt. Im Gegenteil ist es sogar so, dass jeder Filter, den man vor das Objektiv schraubt, die Bildqualität verschlechtert. Das kann man am besten im Gegenlicht sehen. Es gilt die Regel: wenn es nicht einen wichtigen Grund gibt, dann sollte man auch keinen Filter benutzen! Als Argument für Schutzfilter wird auch gerne der mechanische Schutz des Objektivs angeführt, aber wenn man nicht gerade die Rallye Dakar direkt an der Stoßstange fotografiert, braucht man das nicht wirklich.
2. Polfilter
Ein Polarisationsfilter ist ein Filter für einen speziellen Effekt, den man bei jedem Bild einstellen muss. Der Filter besteht aus zwei Folien, die gegeneinander verschoben werden. In der Digitalfotografie benutzt man nur zirkulare Polfilter (englische Abkürzung: CPL), keine linearen Polfilter. Sie filtern Licht aus einer bestimmten Richtung. Stellt man sie richtig ein, wirkt der Himmel blauer, die Farben satter, Spiegelungen auf Wasseroberflächen können entfernt werden. Ein sinnvoller Filter in der Landschaftsfotografie.
3. Graufilter
Ein Graufilter oder ND (Neutral Density) ist ein Filter, der eine bestimmte Menge Licht schluckt. Damit kann man eine längere Belichtungszeit erreichen. Eine gute Sache, wenn man fließendes Wasser im Sonnenschein fotografiert. Oder belebte Plätze. Oder die Meeresbrandung. Ebenfalls sinnvoll, wenn man auf die Blitzsynchronzeit begrenzt ist und eine offene Blende verwenden will. Die Stärke von Graufiltern werden auf unterschiedliche Arten angegeben. Ein ND 0.9 Filter z.B. schluckt 3 Blenden, ist also ein 8x Graufilter.
4. Grauverlaufsfilter
Hier wird nur bei einem Teil des Bildes Licht geschluckt. Wird gerne in der Landschaftsfotografie verwendet um den helleren Himmel abzudunkeln und den dunkleren unteren Teil des Bildes aufzuhellen. Ist mit einem Aufschraubfilter nur schlecht zu machen, hier braucht man dann spezielle Systeme um eine rechteckige Filterscheibe vor dem Objektiv in die richtige Position zu bringen. Es gibt diverse Ausführungen in unterschiedlichen Stärken, Gradationen und auch Tönungen. Beliebt sind die Systeme von Cokin und Lee. Insgesamt handelt es sich dabei um eine recht aufwändige und spezielle Anwendung.
5. Welche Größe?
Mit Ausnahme dieser Grauverlaufs-Systeme hat man ja Filter, die am Frontgewinde des Objektivs aufschraubt werden. Da gibt es unterschiedliche Durchmesser. Was tun wenn man z.B. zwei Objektive hat, eins mit 77mm und eins mit 67mm? Sinnvollerweise kauft man dann den Filter in der Größe des größten Objektivdurchmesser und besorgt sich einen Adapterring (Step-Down-Adapter) um den größeren Filter auch auf dem kleineren Objektiv nutzen zu können. Idealerweise hat man sonst alles Objektive mit dem gleichen Durchmesser. 🙂 Bei Canon ist 77mm bei den größeren Zoomobjektiven weit verbreitet, 72mm bei den L-Festbrennweiten und 58mm bei den kompakteren Festbrennweiten.
6. Welche Vergütung?
Es gibt viele Hersteller, die Filter anbieten. Man sollte einigermaßen auf die Qualität achten. Nichts zerstört mehr die Bildqualität als ein 20-Euro-Filter vor einem 800-Euro-Objektiv. Filter von Hama oder irgendwelche chinesischen Ebay Angebote sind grundsätzlich Schrott. Wichtig ist auch die Vergütung. Dadurch werden Reflektionen und Spiegelungen minimiert, das Filterglas hat dann bessere optische Eigenschaften und ist unempfindlicher. Bei B+W Filtern nennt sich das MRC (Multi Resistent Coating), diese Mehrschichtvergütung macht durchaus Sinn.
7. Fazit
Wenn man unsicher ist, sollte man ganz auf Filter verzichten. Insbesondere von “Immerdrauf-Filtern” sollte man die Finger lassen. Es gibt aber gute Gründe für spezielle Filteranwendungen. Pol- und Graufilter gehören sicherlich zu den sinnvollen Filtern und richtig eingesetzt, lassen sich damit tolle Bilder machen.
29.09.2013
—
Wau -nach so einer Vernünftigen Erklärung habe ich schon lange gesucht! Das ist doch der gewisse Unterschied zwischen Profi und Hobby Fotografen
Danke
LG
D.Büngers