Goodbye, Olympus!
Es tut sich was am schrumpfenden Fotomarkt. Olympus gibt auf und macht die Fotosparte dicht. Damit verlässt ein großer Name die Bühne der Fotosysteme am Markt.
Der Fotomarkt schrumpft seit Jahren und die Coronakrise hat es nicht besser gemacht. Das Management von Olympus gibt nun auf und macht die Fotosparte dicht. Die Meldung sagt im Detail, dass die Fotosparte in ein Gemeinschaftsunternehmen mit JIP eingebracht wird – aber genau so macht man einen Geschäftsbereich dicht. JIP ist ein Abwickler, dort gibt es keinerlei Bestrebungen für den Weiterbetrieb, sondern hier geht es nur noch darum die verbleibenden Teile abzuwickeln und die Reste zu verkaufen. Ich kann also den Olympus-Nutzern keinen Mut machen, auch wenn Olympus in den Pressemeldungen beteuert, das Fotosysteme werde erstmal fortgeführt und es soll sogar noch ein neues Teleobjektiv erscheinen. Um es klar zu sagen: Die Olympus Fotosparte ist fertig und in einigen Monaten wird es sich um ein historisches Fotosystem handeln.
Das ist durchaus schade. Das Unternehmen wurde 1919 in Japan gegründet, aber von der 100-Jahr-Feier im letzten Jahr dürfte nur noch ein Kater übrig sein. 1921 wurde erstmal der Markenname registriert, 1935 begann man mit der Forschung an Objektiven, 1936 erschien die erste Kamera, 1949 wurde Olympus zum offiziellen Firmennamen. Olympus war besonders für seine Kleinbild-Sucherkameras der Modellreihe Trip und Pen bekannt. Bemerkenswert waren auch die äußerst kompakten Objektive und Kameras aus der OM Modellreihe. Bei der Entwicklung von Digitalkameras war man vorne mit dabei, schon 1993 vermarktete man die erste Digitalkamera von Olympus. Ende der 90er war man mit digitalen Kompaktkameras aus der Camedia Reihe aktiv. Im Jahr 2003 erschien die erste digitale DSLR mit FourThirds-Sensor.
2009 taten sich Olympus und Panasonic zusammen und brachten mit dem MicroFourThirds-Standard das erste Mirrorless-System auf den Markt. Sie waren also Vorreiter der spiegellosen Kameras, die heute den Fotomarkt beherrschen. Dennoch konnte sie sich nicht richtig durchsetzen und die Fotosparte erwirtschaftete jahrelang erhebliche Verluste. Ich vermute die kleine Sensorgröße (FourThirds hat nur ein Viertel der Sensorfläche eines Kleinbildsensors) war der Hauptnachteil, weshalb das System sich nicht gegen die Konkurrenz (die mit größeren Sensoren unterwegs war) durchsetzen konnte. Nun wird der Name Olympus also nach einem Jahrhundert vom Fotomarkt verschwinden.
Zugegeben, ich war nie ein großer Fan von Olympus. Die alten Objektive der OM-Serie finde ich ziemlich cool aber mit den MicroFourThirds-Kameras konnte ich mich nie anfreunden. Der kleine Sensor, das 4:3-Bildformat, die zumeist fummeligen Tasten der Kameras, das konnte mich nicht überzeugen. Und die Kompaktkameras hatten eine unterdurchschnittliche Bildqualität. Das aktive Marketing von Olympus habe ich aber immer bewundert z.B. in Zingst war kein anderer Hersteller so präsent und aktiv. Etwas verwunderlich fand ich auf der letzten Photokina den großen bunten Messenstand ohne wirkliche Produktneuheiten.
Am Second-Hand-Markt werden wir Olympus Kamera sicher noch lange sehen, wenn auch mit sinkenden Gebrauchtpreise. Mach es gut, Olympus!
19.07.2020
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Wohl wahr
Olympus wird in Erinnerung bleiben. Es ist schon schade, dass besonders in der Coronazeit, so viele Unternehmen schließen müssen.