Manfrotto Off Road 20L Rucksack
Auf der Suche nach einem brauchbaren Fotorucksack mit Netzrücken habe ich den Manfrotto Off Road 20L Rucksack ausprobiert. Hier ist mein Bericht dazu.
Eigentlich gibt es ein sehr großes Angebot an Fotorucksäcken. Es gibt viele Marken, die Fotorucksäcke anbieten. Manche sind günstig, manche hochpreisig. Manche Fotorucksäcke sind klein und kompakt, manche sind groß und sperrig. Manche Rucksäcke sind komplett mit Fotofach, manche haben ein Daypack oder einen Einsatz. Manche öffnen sich an der Vorderseite, manche seitlich und manche haben den Zugriff an der Rückenseite. Das Angebot an Fotorucksäcken ist riesig.
Aber wenn man einen Fotorucksack mit Netzrücken sucht, dann sieht es plötzlich ganz mau aus. Für Fotorucksäcke mit Netzrücken, also wo es aufgrund des Tragesystems einen Abstand zwischen dem Rücken und dem Rucksack gibt um für Belüftung zu sorgen, sieht das Angebot sehr bescheiden aus. Es gibt sage und schreibe drei Angebote.
- Das ist einmal der Jack Wolfskin Photopack, den ich mal vor ein paar Jahren hatte. Letztendlich war mir das Fotofach zu klein und ich fand die Aufteilung ziemlich ungünstig. Außerdem waren die Möglichkeit ein Stativ und eine Wasserflasche zu transportieren auch nicht so ideal.
- Dann gab es von Lowepro die Modelle Rover Pro 35L und 45L. Den Kleineren hatte ich mir mal näher angeschaut, ein recht großer Rucksack mit einem ausgezeichneten Tragesystem, aber der Fotoeinsatz war völlig unbrauchbar. Da passten nur eine Kamera mit angesetzten Objektiv und ein weiteres Objektiv rein. Wie kann man bei einem so großen Rucksack so wenig Fotoausrüstung unterbringen? Aufgrund der Größe war es auch fraglich, ob der Rover Pro 35L nicht bei Flugreisen Probleme mit den Handgepäck-Abmessungen machen würde.
- Schließlich gibt es von Manfrotto nun die neuen Modelle Off Road 20L und 30L. Dieser Rucksack (genau gesagt das kleinere der beiden Modelle) hat nun mein Interesse auf sich gezogen, denn ich suchte etwas einigermaßen Leichtes und Luftiges, was eine Mirrorless-Ausrüstung transportieren sollte (konkret: Sony A7RII, Sony 24-240, Zeiss 55/1.8, Zeiss 16-35). Außerdem sollte eine Regenjacke, eine Wasserflasche und ein Reisestativ auch noch untergebracht werden können. Also ein Fotorucksack für eine kleine Wandertour, eine Anforderung, die sicher nicht ungewöhnlich ist und wonach sich viele (Natur-)Fotografen umschauen werden.
Gespannt habe ich auf die Lieferung des Manfrotto Off Road 20L gewartet. Als das Paket ankam, war der erste Eindruck auch prima. Die Materialien und die Verarbeitung gehen absolut in Ordnung. Die Reißverschlüsse sind etwas klein, aber die Schlaufen und Gurten sind gut ausgeführt. Klasse ist auch die Möglichkeit den Brustgurt bei Nichtbenutzung per Klettverschluss zu bändigen. Ich bin kein Fan davon, wenn unzählige Schnüre und Gurte an so einem Rucksack herum baumeln. Jedenfalls ist das alles richtig gut gelöst bei dem Off Road 20L. Super ist auch die Möglichkeit den Hüftgurt zu entfernen, was den Rucksack noch leichter und luftiger macht.
Grundsätzlich ist das wesentliche Feature des Rucksacks natürlich der Netzrücken und der erfüllt auch seine Funktion. Ein richtiger Alurahmen ist hier zwar nicht verbaut, es scheint sich eher um eine Art Plastikblech zu handeln, was das Netz in Position hält, aber im Endeffekt kommt etwas Luft an den Rücken und darauf kommt es an. Der Rucksack selbst ist so aufgeteilt, dass in der unteren Hälfte der Fotoeinsatz ist (zugänglich von der linken Seite) und in der oberen Hälfte das Daypack (zugänglich von oben). An der rechten Seite gibt es dann noch ein Fach/Netz für Getränk und/oder Stativ. Soweit alles gut.
Kommen wir nun zum Fotofach und damit zu der Problemzone. Die erste Überraschung ist die geringe Tiefe. Der Fotoeinsatz füllt gar nicht den unteren Bereich des Rucksacks aus, sondern endet ein ganzes Stück vorher. Den nicht genutzten Raum kann man nur schlecht nutzen und es geht eine Menge Platz im Fotoeinsatz verloren. Für Teleobjektive ist der Rucksack damit raus. Die Tiefe ist so, dass meine Sony A7RII mit FE 24-240 ohne Gegenlichtblende gerade so reinpasst (das Objektiv ist 118mm lang) und sich dann der Deckel des Fotofachs schon nach außen wölbt.
Ein noch größeres Problem für mich ist die Breite des Fotoeinsatzes. Beim Versuch neben der Kamera mit dem Superzoom noch das Weitwinkelzoom und das kleine 55er einpacken scheitere ich. (Die beiden Zooms haben 72mm Filter, die Festbrennweite hat 49mm Filterdurchmesser, es sind also wirklich nicht die größten Objektive.) Kurzum, es passt nicht bzw. nur mit starken Quetschen! Ich müsste im Prinzip das dritte Objektiv zu Hause lassen und das vierte Objektiv (das kleine Sony 28er) geht schon gar nicht mehr mit.
Ich meine, mir ist schon klar, dass ein 20-Liter-Rucksack nicht die größte Kapazität hat und dass ich damit nicht eine komplette DSLR-Fotoausrüstung transportiert bekomme. Aber die genannte Mirrorless-Ausrüstung sollte zumindest reinpassen, die geht sogar in meine Retrospective 5 Schultertasche, die deutlich kleiner ist. Während die anderen Bereiche des Rucksacks gut durchdacht sind (das Daypack-Fach hat Luft nach oben zum erweitern, es gibt diverse Haltegurte außen für Stativ, Wanderstöcke, usw.), so hat man beim Fotoeinsatz aus unverständlichen Gründen Platz eingespart.
Das ist echt schade. So gerne hätte ich den Manfrotto Off Road 20L behalten. Zwar ist meine jetzige Rucksack-Lösung, der F-Stop Lotus, alles andere als schlecht, aber für so ein übersichtliches Gepäck für eine kleine Wanderung ist er schon relativ groß und der Rücken wird da eben nicht belüftet. Daher hätte ich gerne den Manfrotto Rucksack mit seinem Netzrücken genommen, zumal mir einige Details an dem Rucksack richtig gut gefallen. Aber das zu klein geratene Fotofach machen ihn für mich unbrauchbar und so habe ich mich leider entschlossen, den Rucksack zurückzusenden. Dennoch mag ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass irgendwann mal ein Rucksackhersteller einen brauchbaren Fotorucksack mit Netzrücken auf den Markt bringt. Viele wanderinteressierte Fotografen oder fotografieinteressierte Wanderer würden sich dann bestimmt freuen.
11.09.2016
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Da ich inzwischen viel wandere, ist mir die Problematik durchaus bewusst und ich suche auch schon lange nach einer passenden Rucksacklösung. Fotoausrüstung, Regenjacke, Marschverpflegung, Trinkblase und eine ordentliche Rückenbelüftung sind meine Vorgaben und diese sind kaum umzusetzen.
Für mich wäre die beste Lösung, wenn sich Lowe Pro und Lowe Alpine mal wieder zusammentun und z.B. den Photo Sport mit dem Rückensystem der Air-Zone Serie kombinieren. Ich war jetzt lange mit dem ersten Modell des Photo Sport unterwegs (hat übrigens auch nur ein kurzes Fotoabteil), aber da aus unseren Kurzwanderungen inzwischen Tagestouren geworden sind, war das aufliegende Rückenteil auf Dauer kein Zustand mehr.
Ich behelfe mir momentan mit einem Lowe Alpine Airzone Z25, also ein reiner Wanderrucksack. Die Kamera selbst ist in einer kleinen Tasche, die kommt entweder in den Rucksack oder mittels Karabiner an die Außenseite, für die Objektive hab ich mir Neoprenhüllen gekauft. Keine perfekte Lösung, für mich momentan aber die Beste.
Hallo Martin,
über Deinen Beitrag zur Photo + Adventure 2017 bin ich auf diesen Artikel gestossen und möchte Dich kurz auf den Rucksack ACS Photo Pack Pro von Jack Wolfskin aufmerksam machen.
Auch ich habe längere Zeit nach einem geeigneten Foto-Rucksack mit einem ordentlichem Daypack und belüftetem Rücken gesucht und habe den ACS Photo Pack Pro von Jack Wolfskin für mich entdeckt. Mit diesem Rucksack habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht und möchte diesen Rucksack auf meinen Foto-Touren nicht mehr missen.
Alle Infos zum Rucksack findest Du dort: http://www.jack-wolfskin.de/acs-photo-pack-pro/2003132-6000.html
Viele Grüße
Hallo, danke für deinen Kommentar und den Hinweis auf den Jack Wolfskin Fotorucksack. Tatsächlich habe ich den vor ein paar Jahren gehabt und genutzt. Es war mein erster Fotorucksack mit Tragesystem, aber ich war mit dem Fotofach nicht zufrieden. https://www.spuelbeck.net/jack-wolfskin-acs-photopack/
Viele Grüße, Martin