Was du beim Kamerakauf wissen musst (Teil 2)

Letzte Woche gab es einige wesentliche Infos, was man beim Kamerakauf wissen sollte, und nun werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Kamerasysteme der Hersteller, die es zurzeit am Markt gibt.

Im Prinzip ist es so, dass jeder Hersteller von Systemkameras sein eigenes Bajonett hat. Das ist der Anschluss, wo man das Objektiv auf die Kamera schraubt. Welches System ist empfehlenswert, welches ist weit verbreitet, welches eher eine Sackgasse?

Canon EF

Canon ist der Marktführer bei Systemkameras. Im Jahr 1987 hat Canon das EF-Bajonett eingeführt. Das war damals ein Schock für alle Canon-Fotografen, deren Ausrüstung auf einmal veraltet war. Aber es war eine guter Schritt für die Zukunft, da es sich um ein modernes Bajonett handelte , wo Blende und Autofokus elektronisch gesteuert werden. Das EF-Bajonett deckt das volle Kleinbildformat ab. Die erste bezahlbare digitale Kleinbildkamera war dann 2005 die EOS 5D. Heute, 10 Jahre später, erscheint ihre Elektronik etwas behäbig und Liveview/Video kann sie auch nicht, aber sie ist immer noch eine Kamera, die tolle Bilder macht und mit einem Gebrauchtpreis von 300 Euro bekommt man nirgendwo sonst eine KB-DSLR so günstig. Ihr Nachfolger war 2008 die 5DII. Sie hatte 21 statt 12 Megapixel und konnte erstmals auch Video, ansonsten war sie sehr ähnlich. 2012 folgte dann die 5DIII, die höher positioniert wurde. Wichtigster Unterschied ist das professionelle AF-System, während die Vorgänger eher über ein einfaches AF-System verfügen. Ergänzt wurde das Angebot 2013 durch die 6D, die etwas günstiger am Markt angeboten wurde (aktuell im Kit mit dem 24-105 für knapp 2000 Euro). Dennoch ist sie sehr leistungsfähig, gerade auch in dunkleren Verhältnissen. Ich bin mit der 6D sehr zufrieden. Im Jahr 2015 kam noch die 5DS dazu (3400 Euro). Es ist fast die gleiche Kamera wie die 5DIII, nur mit der erstaunlichen Auflösung von 50 Megapixeln. Ich bin allerdings der Meinung, dass gut 20 Megapixel eigentlich für alle Anwendungen reichen. Neben den normal großen DSLR der 5D/6D-Reihe gibt es noch die Profikameras der 1D-Reihe. Sie sind noch höher positioniert, mit allen Features ausgestattet und haben einen fest eingebauten Batteriegriff. Damit sind sie sehr groß und schwer. Aktuelles Modell ist die 1DX mit einem Straßenpreis von 6000 Euro. Eine Besonderheit bei allen KB-DSLRs von Canon ist noch, dass sie keinen eingebauten Blitz haben. Das EF-Bajonett ist sehr weit verbreitet und es gibt ein riesiges Objektivangebot, sowohl von Canon als auch von Drittanbietern wie Tamron, Sigma, Tokina usw. Der Gebrauchtmarkt ist auch sehr aktiv, sodass man fast alle Objektive problemlos innerhalb weniger Tage gebraucht kaufen und verkaufen kann.

Canon EF-S

Das EF-S-Bajonett steht für das APS-C-System bei Canon. Es handelt sich um den gleichen Anschluss, sodass alle EF-Objektive auch auf APS-C-Kameras passen. Umgekehrt passen aber die EF-S-Objektive nicht auf die Kleinbildkameras; das würde auch keinen Sinn machen, da die Objektive für einen kleineren Bildkreis gerechnet sind. Es gibt verschiedene Baureihen für APS-C-Kameras bei Canon. Bei den Vierstelligen (1100D, 1200D) handelt es sich um die Billigreihe. Die Kameras haben eine einfache Ausstattung und das Gehäuse besteht aus viel Plastik. Etwas besser sieht es bei den Dreistelligen (650D, 700D, 760D) aus. Sie verfügen über ein Klappdisplay, sind ziemlich bezahlbar und erfreuen sich großer Beliebtheit. Ein interessanter Sonderfall ist die 100D. Sie entspricht im Wesentlichen der 700D, nur in einem sehr kompakten Gehäuse; es handelt sich um die kleinste DSLR am Markt. Weiter oben positioniert sind die Zweistelligen (60D, 70D). Sie verfügen über etwas größere Sucher und schnellere Bildfolgen. Noch besser ist das bei den Einstelligen (7D, 7DII). Die lohnen sich meines Erachtens aber nur, wenn man auf Sport oder Wildlife spezialisiert ist, da man sonst schon in den Preisbereich einer Kleinbild-DSLR kommt. Wie oben bei EF angesprochen ist das Objektivangebot riesig inkl. Dritthersteller. Die Kameras werden oft im Kit mit einem 18-55 verkauft. Hier sollte man darauf achten, dass es sich um die aktuelle Version (zu erkennen am Zusatz STM) handelt. Meine Empfehlung ist der Einstieg direkt mit dem 18-135, was ein durchaus brauchbares Objektiv ist und auch etwas mehr Tele mitbringt. Als günstiges und kompaktes Weitwinkel bietet sich das 10-18 an. Als Reisezoom mag auch das 15-85 interessant sein. Mit dem 50/1.8 bekommt man eine preiswerte Festbrennweite. Natürlich gibt es auch viele andere Möglichkeiten.

Canon EF-M

Neben den zahlreichen Spiegelreflexkameras hat Canon auch ein Mirrorless-System im Angebot. Dessen Bajonett nennt sich EF-M und der Sensor hat APS-C-Größe. Das Bajonett ist nicht kompatibel mit EF, aber es gibt einen Adapter um EF auf EF-M zu nutzen (mit Einschränkungen beim AF). Das Angebot an EF-M-Kameras ist äußerst überschaubar. Die EOS M erschien 2012. Sie hat keinen Sucher, die Bedienung erfolgt hauptsächlich per Touchscreen und der AF ist ziemlich schlecht. Die EOS M2 erschien nur in Japan und unterschied sich kaum von ihrem Vorgänger. 2015 erschien dann die erheblich verbesserte EOS M3. Sie ist eine ordentliche und praktische Mirrorless-Kamera. Das Objektivangebot für EF-M ist ziemlich klein. Es gibt nur drei Zooms und eine kleine Festbrennweite (Pancake). Ich halte das Weitwinkelzoom (11-22) und das Pancake aber für durchaus interessant. Ansonsten gibt es keine weiteren Objektivangebote, auch nicht von Drittherstellern. Ein Investment in dieses System ist eher riskant, da sich erst noch zeigen muss, ob sich das System auf Dauer am Markt etabliert und ob es weiter ausgebaut wird.

Nikon FX

Nikon ist der zweite große Anbieter von Spiegelreflexkameras. Im Gegensatz zu Canon hat Nikon sein Bajonett über die Jahrzehnte beibehalten, sodass sich auch viele alte Objektive verwenden lassen. Deren Funktionalität ist aber teilweise eingeschränkt, da Blende und Autofokus hier noch mechanisch gesteuert werden; Nikon baut den mechanischen AF-Antrieb aber nur noch in die höherwertigen Kameras ein. Das Bajonett heißt Nikon F, die Bezeichnung FX verwendet Nikon für das Kleinbildformat. Wie bei Canon gibt es auch hier verschiedene Baureihen. Es begann 2008 mit der D700, damit hat Nikon relativ spät eine digitale Kleinbildkamera heraus gebracht. Allerdings war diese direkt sozusagen voll ausgestattet und daher fand sie bei vielen Fotografen Gefallen. Außerdem verfügen die Bildsensoren, die Nikon nicht wie Canon selbst entwickelt, sondern eine Kooperation mit Sony hat, über etwas mehr Dynamikumfang als bei Canon. Auf die D700 folgte 2012 die D800 mit der recht hohen Auflösung von 36 Megapixeln. Aktuell gibt es die D810 und als etwas günstigeres Angebot, mit 24 Megapixeln in einem nicht ganz so hochwertigen Gehäuse, die D610. Dazwischen positioniert sich die 750D, die einen etwas moderneren Sensor hat und zusätzlich über ein Klappdisplay verfügt. Alle drei Modelle sind beliebt, aber die 750D zurzeit wohl die beste Wahl. Als Exot gilt die Df, die ebenfalls eine solche FX-Kamera ist, allerdings im Retrodesign und mit auf 16 Megapixel reduzierter Auflösung. Obwohl ich das grundsätzlich für einen guten Ansatz halte, gefällt mir die Df nicht aufgrund ihrer unzähligen Knöpfe, Hebel und ineinander verschachtelten Drehräder. Das ist zwar grundsätzlich eher das Bedienungkonzept bei Nikon, aber es sagt mir nicht so zu und gerade bei der Df ist es ziemlich übertrieben. Als Pendant zur Canon 1D-Reihe gibt es noch die Nikon D4 bzw. D4s als große und teure Kamera für Profis. Auch bei Nikon ist das Objektivangebot riesig und auch hier gibt es verschiedene Dritthersteller, die Objektive für dieses Bajonett anbieten. Der Gebrauchtmarkt ist etwas kleiner als bei Canon, man muss mal einige Tage warten, wenn man nach einem bestimmten Angebot sucht, aber immer noch ein sehr großer Markt.

Nikon DX

Das APS-C-Format heißt bei Nikon DX. Die Kameras verwenden auch das F-Bajonett, sodass man alle FX-Objektive auch an DX-Kameras verwenden kann. Dabei muss man natürlich den Cropfaktor berücksichtigen. Es gibt im Wesentlichen drei Baureihen bei Nikon DX. An Einsteiger richten sich die D3200/D3300. Darüber gibt es die D5300/D5500 mit etwas besserer Ausstattung. Die Oberklasse bei den DX-Kameras sind dann die D7100/D7200, wobei ich hier wieder der Meinung bin, dass sich solche Kameras nur für Fotografen lohnen, für die der kleinere APS-C-Sensor besser geeignet ist als ein Kleinbildsensor wie eben z.B. bei Wildlife. Auch hier gilt, dass es ein sehr großes Objektivangebot inkl. Dritthersteller gibt. Mein Tipp für den Einstieg sind das AF-S 18-105 (200 Euro) oder das 18-140 (350 Euro) als Standardzoom. Attraktiv ist auch das 35/1.8 (175 Euro) als Festbrennweite.

Nikon CX

Auch Nikon hat neben den ganzen Spiegelreflexkameras ein Mirrorless-System im Angebot. Wie bei Canon fristet dieses System aber eher ein Nischendasein. Das Nikon Mirrorless-System nennt sich ‘Nikon 1’ und basiert auf recht kleinen 1-Zoll-Sensoren. Diese 1-Zoll-Sensorgröße nennt Nikon CX. Es gibt verschiedene Kameras und ein paar wenige Objektive. Die Bedienung richtet sich auch eher nicht an ambitionierte Fotografen. Insgesamt halte ich das System, das kann ich nicht anders sagen, für unattraktiv. Einzig die Nikon 1 AW1 finde ich interessant, da es so ziemlich die einzige Unterwasserkamera mit Raw-Aufzeichnung ist.

Fujifilm X

Nach den beiden großen Anbietern für Spiegelreflex-Kameras schauen wir nun auf einen Anbieter für Mirrorless-Kameras. Fujifilm hat es in den letzten Jahren geschafft mit dem X-System ein gutes Mirrorless-System auf APS-C-Basis am Markt zu etablieren. Das Objektivangebot ist inzwischen auch recht gut. Es gibt verschiedene Kameras (X-M1, X-E2), wobei die X-T1 herausragt. Wenn man zum X-System geht, dann wird man wohl die X-T1 haben wollen; die Kamera ist echt gut, wenn auch nicht ganz günstig. Ein Sonderfall ist die X100 (X100S, X100T), denn bei dieser Kamera lassen sich keine Objektive wechseln. Mit ihrem fest verbauten 23mm (entspricht 35mm) Objektiv, Hybridsucher und Zentralverschluss ist sie ein interessanter und beliebter Exot. Die Qualität der Fujifilm X-Objektive ist sehr gut, auch wenn diese Mirrorless-Objektive nicht zu den günstigsten am Markt zählen. Es gibt auch ein paar wenige X-Objektive von Drittanbietern (Zeiss, Sigma). Für ein Mirrorless-System ist das X-System recht weit verbreitet und es gibt auch einen Gebrauchtmarkt, aber im Vergleich zu den Spiegelreflex-Systemen von Canon oder Nikon ist dieser erheblich kleiner.

Sony E (KB)

Sony ist zurzeit der einzige Anbieter eines Mirrorless-Systems mit Kleinbild-Sensor. Daher erfreuen sich die Kameras (A7, A7R, A7S, A7II) aktuell großer Beliebtheit. Das sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass das System noch sehr neu ist. Entsprechend gibt es bisher auch nur sehr wenige Objektive, um genau zu sein 6 Fotoobjektive und ein Videoobjektive. Dazu kommen gerade 4 weitere Objektive, aber das System ist weit davon entfernt, ein umfangreiches Angebot an Autofokus-Objektiven zu haben. Etwas anders sieht es aus, wenn man Objektive mit manuellen Fokus auch betrachtet. Das Auflagemaß des E-Bajonetts ist mit 18mm (daher der Name E = Eighteen) sehr klein und erlaubt deshalb verschiedenste alte Objektive (z.B. M-Bajonett) mit manuellen Adapter zu benutzen. Die Kameras bieten mit Displaylupe und Peaking-Funktion auch gute Hilfen zum manuellen Scharfstellen. Falls man mit den Objektiven zurechtkommt, ist die A7-Serie zurzeit sicher ein spannendes System. Es wird interessant zu sehen sein, wie Sony das System in den nächsten Monaten weiterentwickelt und in welche Richtung.

Sony E (APS-C)

Etwas länger am Markt sind die Mirrorless-Kameras von Sony mit APS-C-Sensor. Früher hießen sie NEX, aber diesen Namen hat Sony abgeschafft. Die Kameras (Alpha 5100 ohne Sucher, Alpha 6000 mit Sucher) sind sehr kompakt, recht leistungsfähig und relativ günstig. Das Objektivangebot ist recht klein, aber größer wie beim Kleinbild-System, da man hier schon etwas länger am Markt ist. Es gibt auch einige wenige Objektivangebote von Drittherstellern (Zeiss Touit, Sigma DN, Tamron Di III). Interessant sind das Sony Pancake-Standardzoom 16-50 und das Ultraweitwinkel 10-18. Das System sehe ich grundsätzlich auf Augenhöhe mit dem Fujifilm X-System, wobei die Kameras nicht so sehr auf Fotografen ausgerichtet sind und die Objektive nicht die Qualität von Fujifilm erreichen. Dafür kann man aber bei Sony mit Restposten einen sehr günstigen Einstieg bekommen, so gibt es z.B. aktuell die Alpha 5000 mit 16-50 unter 300 Euro.

Sony A (KB)

Sony baut nicht nur Mirrorless-Kameras, es gibt auch ein Spiegelreflex-System. Dieses basiert auf dem A-Bajonett. Das hat man seinerzeit von Minolta übernommen, als die Überreste dieses Systems aufgekauft wurden. 2008/2009 erschienen dann mit der Alpha 850 und 900 zwei Kleinbild-DSLRs und Minolta-Fotografen freuten sich, ihre Objektive nun digital weiter verwenden zu können. Neben den alten Minolta-Objektiven gibt es ein knappes Dutzend aktueller Objektive für dieses System. 2012 erschien dann mit der Alpha 99 die letzte Alpha Kleinbildkamera. Es sieht stark so aus, dass dieses System nicht fortgeführt wird, da Sony verstärkt auf das E-Bajonett setzt. Auf der Photokina 2014 gab es nur noch E-Bajonett-Kameras am Sony-Stand zu sehen. Offiziell steht Sony zwar weiterhin zum A-Bajonett, aus geleakten internen Dokumenten geht aber hervor, dass das System bald abgekündigt wird. Daher würde ich von einem Investment hier abraten, das ist eine Sackgasse. Sony wird das A-Bajonett (KB) nicht weiter pflegen und sich nur noch auf das E-Bajonett konzentrieren, davon bin ich überzeugt. Bei dem Marktanteil von Sony, können sie es sich auf Dauer auch nicht leisten insgesamt vier Systeme zu pflegen.

Sony A (APS-C)

Schließlich hat Sony auch noch ein APS-C-Spiegelreflex-System. Wobei zu den Sony Spiegelreflex-Kameras zu sagen ist, dass es eigentlich gar keine sind. Sie verfügen über einen teildurchlässigen Spiegel und liegen damit irgendwo zwischen einer DSLR und einer Mirrorless-Kamera. Zwar wird Licht zu einem Phasen-Autofokus umgelenkt, aber es gibt keinen optischen sondern einen elektronischen Sucher. Sony nennt diese Art von Kameras DSLM. Es gibt die Einsteigerklasse (Alpha 35, 37), die Mittelklasse (Alpha 57, 58) und die Oberklasse (Alpha 65, 77, 77II). Sony hat ein gutes Dutzend APS-C-Objektive für das A-Bajonett im Angebot. Es gibt auch ein paar wenige Objektive von Drittanbietern. Dennoch gilt auch hier, dass fraglich ist, ob das System künftig noch gepflegt wird. Wie oben angesprochen, werden die KB-Kameras mit A-Bajonett nicht fortgeführt werden. Das Einsteiger-Segment der APS-C-Kameras wird es voraussichtlich auch nicht weiter geben. Das zeigt die Alpha 3000, eine billige Einsteiger-DSLR – sie hat nicht das A- sondern E-Bajonett – und wird von internen Dokumenten bestätigt. Bleiben nur noch die gehobenen APS-C-Kamera übrig wie Alpha 65, 77. Ich vermute, dass Sony daran noch so lange festhalten wird, bis schneller Nachführ-Autofokus und Serienbildraten auch bei den Mirrorless-Kameras möglich werden. Mittelfristig sehe ich aber insgesamt für das A-Bajonett keine Zukunft. Zudem ist es deutlich weniger verbreitet als die APS-C-Systeme von Canon und Nikon.

Pentax K

Pentax ist ein weiterer Anbieter von Spiegelreflexkameras. Hier wird das K-Bajonett verwendet. Pentax hat eine recht lange Geschichte, gehört heute zum Ricoh-Konzern und spielt aktuell eher eine kleine Rolle am Kameramarkt. Die DSLR-Kameras mit APS-C-Sensor konnten nie so richtig überzeugen, wobei sie jetzt auch nicht so schlecht sind, und haben einen eher kleinen Marktanteil. Es gibt ungefähr 40 Objektive inklusive einiger netter kompakter Festbrennweiten der Limited-Reihe. Das Spitzenmodell ist die K-3, interessant mögen auch die kleinen K-S1 bzw. K-S2 sein, die sogar einen 100% Pentaprismensucher in ihrem kompakten wetterfesten Gehäuse unterbringen. Allerdings rate ich insgesamt von dem System ab, da der Marktanteil sehr klein ist. Man trifft nur selten einen Fotografen, der damit fotografiert und der Gebrauchtmarkt ist aufgrund der geringen Verbreitung auch problematisch.

MicroFourThirds (Olympus und Panasonic)

Im Jahr 2008 haben sich Olympus und Panasonsic zusammengetan und ein neues System bzw. Sensorformat gestartet: Micro-Four-Thirds. Der Bildsensor hat ein Viertel der Größe von Kleinbild und benutzt das 4:3 Seitenverhältnis. Seither gibt es diverse Mirrorless-Kameras und Objektive, die dieses System nutzen. Man muss sagen, mit großen Erfolg. Olympus und Panasonic waren sehr früh am Mirrorless-Markt und haben es gut verstanden, das kleine Sensorformat auch für kompakte Kameras und handliche kleine Objektive zu nutzen. Inzwischen ist das System gut etabliert und das Angebot ziemlich groß. Es gibt viele verschiedene Kameras, eine relativ große Objektivauswahl und neben Olympus und Panasonic bieten auch noch ein paar wenige weitere Hersteller Objektive für dieses Bajonett an. Der Gebrauchtmarkt, wenn auch deutlich kleiner als bei Canon oder Nikon, ist auch recht aktiv und verfügt über ein vielfältiges Angebot. Ein großer Erfolg war 2012 die Olympus OMD EM5, eine ziemlich gelungene Kamera. Heute gibt es die günstigere OMD EM10 und die gehobene OMD EM1. Außer der OMD-Reihe hat Olympus noch die PEN-Reihe mit verschiedenen Kameras, die noch etwas kompakter und handlicher sind. Die Kameras von Panasonic nennen sich Lumix G. Das Topmodell ist die GH4, etwas kompakter ist die GX7 und superklein ist die GM1. Von den beiden Herstellern gibt es insgesamt knapp 40 Objektive, von denen gerade die kompakten Modelle meiner Meinung nach interessant sind wie z.B. ein Pancake-Standardzoom oder auch die Zuiko-Festbrennweiten von Olympus. Wenn man sich der Nachteile des Sensorformats (wenig Freistellung (f/1.8 entspricht f/3.5), begrenzte Auflösung (Beugung) und High-ISO-Fähigkeiten (Pixelgröße)) bewusst ist, findet man hier ein gutes Mirrorless-System, was sich insbesondere durch seine Kompaktheit auszeichnet.

Leica M

Das Leica M-System ist ein Sonderfall. Es ist das älteste System und es ist legendär. Es handelt sich weder um Spiegelreflex- noch um Mirrorless-, sondern um Sucher-Kameras. Das bedeutet a) es gibt keinen Autofokus und b) der Sucher zeigt einen festen Bildauschnitt unabhängig vom Objektiv mit einem kleinen Feld als Schärfeindikator. Ich habe vor gut zwei Jahren die Leica M8 und auch die neuere M9 ausprobiert und war wenig begeistert von diesem System. Die M9 heißt nun M-E und ihr Nachfolger ist die M (Typ 240). Die Produkte von Leica sind recht teuer, so kostet eine Kamera gut 6000 Euro und kann in limitierten Sondereditionen und mit speziellen Lederbezug durchaus auch 20000 Euro kosten. Es gibt bei diesem System auch einige Käufer, die keine Fotografen sondern Sammler sind und die Produkte gar nicht benutzen. An Objektiven gibt es praktisch nur Festbrennweiten, die sehr kompakt sind und über ausgezeichnete optische Qualitäten verfügen. Allerdings kann dann ein 50mm f/2.0 auch mal 7000 Euro kosten. Neben den M-Objektiven von Leica selbst erfreuen sich auch verschiedene M-Objektive von Zeiss und Voigtländer großer Beliebtheit und sind etwas günstiger. Insgesamt halte ich Leica für überbewertet. Zwar zeichnen sich die Produkte durch beste mechanische Fertigung und optische Eigenschaften aus, aber in Sachen Elektronik hat Leica Schwächen und hinkt der Konkurrenz einige Jahre hinterher. Das Prinzip einer Sucherkamera muss man auch mögen, ich halte es für nicht mehr zeitgemäß. Sehr interessant sind jedoch die kompakten und hochwertigen, teils sehr lichtstarken Objektive. Allerdings würde ich diese lieber an einer Sony A7 als an einer Leica-Kamera nutzen, das macht ingesamt die bessere Kombination.

Der Vollständigkeit halber sei hier noch die Leica M Monochrom Kamera erwähnt. Das ist die einzige mir bekannte Digitalkamera, deren Bildsensor keine Farben aufnehmen kann; die Pixel nehmen also nur Helligkeitsinformationen auf. Zwar mag ich auch ganz gerne Schwarzweiß, würde so eine Kamera aber nicht kaufen. Denn bei Schwarzweiß-Bildern sind die Farbkanäle sehr wichtig, deshalb wurden ja früher auch Farbfilter in der Schwarzweiß-Fotografie genutzt. Heute macht man das mit den Farbkanälen in der Raw-Datei. Daher macht meiner Meinung nach eine Kamera mit einem Schwarzweiß-Bildsensor keinen Sinn.

Leica T

Leica hat nicht nur das alte M-System, sondern mit dem T-System tatsächlich auch eine moderne Mirrorless-Kamera mit Autofokus im Angebot. Die Leica T wurde 2014 vorgestellt, hat einen APS-C-Sensor und kostet 1500 Euro. Das Aluminiumgehäuse ist ganz nett gefertigt; Leica würde gern mit der Leica T das sein, was Apple mit dem iPhone für die Handys war. Aber eigentlich ist sie eine gewöhnliche APS-C-Mirrorless wie auch Fuji X oder Sony Nex. Das Objektivangebot ist extrem klein, genau so wie bei Canon EF-M gibt es exakt vier Objektive. Es ist eins der wenigen Kamerasysteme, mit dem ich bisher noch keine eigenen Erfahrungen sammeln konnte.

Samsung NX

Auch Samsung hat ein Kamerasystem im Angebot. Samsung ist ja ein Riesenkonzern und sie dachten sich wohl, sie machen jetzt auch mal in Kameras, und da bot sich natürlich ein APS-C-Mirrorless-System an. Es nennt sich Samsung NX und fristet eher ein Nischendasein. Samsung ist auch nicht wirklich ein Fotohersteller mit viel Erfahrung, obwohl der Konzern natürlich über beträchtliche Entwicklungsressourcen verfügt. Kurz gesagt, es gibt ein paar Kameras und Objektive, aber ich kann von diesem System nur abraten. Auch wenn die ein oder andere technische Eigenschaft oder auch der Preis interessant klingen mag – die Bedienung und die Bildeigenschaften überzeugen mich nicht und das System selbst stellt eine Sackgasse da.

Samsung NX Mini und Pentax Q

Diese beiden Mirrorless-Systeme basieren auf einem ziemlich kleinen Sensor, nämlich ein 1-Zoll-System. Das soll es ermöglichen Kameras und Objektive noch kompakter zu machen. Diese Eigenschaft war auch der Grund, warum ich mir mal eine Samsung NX Mini mit einem Pancake-Objektiv zugelegt hatte. Letztendlich halte ich in dem Bereich ein Wechselbajonett nicht mehr für sinnvoll; hier sind Kompaktkameras mit fest verbauten Objektiven im Vorteil.

1-Zoll-Kompakte

Und genau diese Kompaktkameras mit 1-Zoll-Sensor erfreuen sich großer Beliebtheit. Insbesondere die Sony RX100, von der es nun schon die vierte Auflage gibt, ist hier zu nennen. Aber auch die Canon G7X ist meiner Meinung nach eine tolle Kompaktkamera. Die Sensorgröße ist zwar im Vergleich zu Systemkameras sehr klein, im Vergleich zu sonstigen Kompaktkameras aber tatsächlich recht groß – weshalb diese Kameras auch eine verhältnismäßig gute Bildqualität bieten.

Kompakt- und Bridgekameras

Sonstige Kompaktkameras haben in der Regel eine Sensorgröße von 1/2,3″ und das ist wirklich klein. Hier tritt der optische Effekt der Beugung in den Vordergrund und die Bilder sind nicht mehr wirklich scharf. Außerdem ist der Dynamikumfang recht klein und die Qualität bei höheren ISO-Werten lässt sehr stark nach. Meist unterstützen solche Kameras auch nicht das Raw-Format. Auch wenn solche Kameras (gerade die sogenannten Bridgekameras) erstaunliche Tele-Brennweiten versprechen (50x-Zoom ist keine Seltenheit), so lässt sich davon nur abraten. Man kann zwar tatsächlich damit enorme Telebrennweiten nutzen, aber hochwertige Fotos kommen dabei nicht heraus.

Mittelformat-Kameras

Zu guter letzt möchte ich noch einen Blick auf das andere Ende des Kameramarkts werfen, nämlich auf Kameras mit sehr großen Bildsensoren, den digitalen Mittelformatkameras. Ihr Bildsensor ist in der Regel doppelt so groß wie ein Kleinbildsensor. Das stellt einen enormen technischen Aufwand da und so kosten solche Kameras 15000 Euro und aufwärts. Auch die Objektive, die für solche großen Bildkreise gerechnet sind, sind nicht besonders preisgünstig. Gängige Kameramodelle liefern Auflösungen im Bereich von 80 Megapixel, was schon recht heftig ist. An Marken sind Phase One und Mamiya zu nennen, die einige entsprechende Angebote am Markt haben. Besonders interessant ist hier auch die Verwendung von Objektiven mit Zentralverschluss. Dann gibt es noch die traditionsreiche schwedische Marke Hasselblad, die sich aber nun in der Hand von Finanzinvestoren befinden. Sie scheinen zurzeit mehr daran interessiert zu sein, lizensierte Kameras von Sony als Edelmodelle mit Schlangenlederbezug anzubieten, statt tatsächlich ihre Mittelformat-Serie weiterzuentwickeln. Zu den Mittelformatsystemen ist noch zu sagen, dass hier Kameragehäuse und Bildsensor/Verarbeitungseinheit in der Regel zwei getrennte Komponenten sind, durchaus auch mit getrennter Stromversorgung und unterschiedlichen Akkus. Einzig Pentax verfolgt hier mit der 645Z das Konzept einer vollintegrierten Mittelformatkamera, wie man es von den DSLRs kennt. Außerdem gibt es noch das Leica S System. Hier handelt es sich auch um ein vollintegriertes System. Allerdings ist der Sensor bei Leica S etwas kleiner als bei anderen Mittelformatsystemen üblich, obgleich immer noch etwas größer als Kleinbild.

Fazit

Soweit mein Überblick zu den verschiedenen Kamerasystemen am Markt. Der Artikel ist doch recht lang geworden, aber ich denke es ist mal ganz interessant eine Übersicht zu haben – und auch zu wissen, welches die weit verbreiteten System sind, und bei welchen Systemen es sich eher um Restposten und Nischenprodukte handelt. Wenn man dann das System seiner Wahl gefunden hat, ist es nicht mehr allzu schwierig sich für ein bestimmtes Kameramodell und eins, zwei Objektive zu entscheiden. Wichtig ist dabei, dass man eben nicht nur auf die technischen Daten eines einzelnen Kameramodells schaut sondern sich der Systementscheidung bewusst ist. Dann weiß man auch besser, wo man steht, kann die eigene Fotoausrüstung besser einordnen und hat letztendlich mehr Spaß daran – das ist schließlich das Wichtigste.

28.06.2015

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